Lass die LED leuchten in C (PI4): Unterschied zwischen den Versionen

Aus C und Assembler mit Raspberry
 
(13 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
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Unser jetziges Ziel ist es, die fest eingebaute LED des Raspberry Pi zum Blinken zu bringen. Ich werde jeden Schritt erklären, warum er in diesem Projekt so implementiert wurde.
== Einführung ==
Unser Ziel ist es, die fest eingebaute LED des Raspberry Pi 4 zum Blinken zu bringen. Ich werde jeden Schritt erklären und die Gründe für die implementierten Schritte näher erläutern.


=== Vorbereitung des Verzeichnisses ===
== Vorbereitung des Verzeichnisses ==
Erstellen Sie zunächst ein neues Verzeichnis, z.B. LED, und platzieren Sie darin das Makefile und die Datei linker.ld. Erzeugen Sie auch das Verzeichnis "include" innerhalb von LED, um unsere Header-Dateien zu organisieren.


Erstelle zunächst ein neues Verzeichnis, z.B. LED, und platziere darin das Makefile und die Datei linker.ld. Erzeuge auch das Verzeichnis include innerhalb von LED, um unsere Header-Dateien zu organisieren.


=== Programmierung des Startverhaltens des Raspberry Pi ===
== Programmierung des Startverhaltens des Raspberry Pi ('''boot.S''')==
 
Leider kommen wir nicht ganz ohne Assembler aus. Der erste Code, der ausgeführt wird, sollte in Assembler geschrieben sein. In der Regel werden einige Eigenschaften der CPU definiert, die nur in Assembler möglich sind. Für dieses Beispiel benötigen wir das noch nicht, aber wir erstellen diese Datei, um für spätere Projekte vorbereitet zu sein. Erstellen Sie die Datei boot.S:
Leider kommen wir nicht ganz an Assembler vorbei. Der erste Code, der Ausgeführt wird, sollte in Assembler geschrieben sein. In der Regel werden dort einige Eigenschaften der CPU definiert, die "nur" in Assembler möglich ist. Bei diesem Beispiel ist das noch nicht nötig, aber wir erstellen diese Datei, damit wir bei späteren Projekten schon vorbereitet sind.
Hierzu erstellen wir die Datei "boot.S":


<syntaxhighlight lang="asm">
<syntaxhighlight lang="asm">
//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
//
// boot.S
// boot.S
//
//


#include “config.h”
#include "config.h"


.section .init // Ensure the linker places this at the beginning of the kernel image
.section .init               // Ensure the linker places this at the beginning of the kernel image
.global _start // Execution starts here
.global _start               // Execution starts here


_start:
_start:
ldr x0, =MEM_KERNEL_STACK
  ldr x0, =MEM_KERNEL_STACK
mov sp, x0 // init its stack
  mov sp, x0                 // init its stack
b sysinit
  b sysinit
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>
'''Erklärung:'''
 
* '''#include "config.h"''': Inkludiert die Konfigurationsdatei, in der wir benötigte Parameter definieren.
=== Erklärung: ===
* '''.section .init''': Definiert einen Abschnitt, der am Anfang des Kernel-Images platziert wird. Laut Linker-Script ist dies die erste Position im Speicher, die ab der Adresse '''0x80000''' abgelegt wird. Dies ist auch die Adresse, die der Raspberry Pi bei einem initialen Start als erstes anspringt.
* '''#include "config.h"''': Inkludiert die Konfigurationsdatei, in der benötigte Parameter definiert sind.
* '''.global _start''': Deklariert _start als global, damit es von allen Programmteilen verwendet werden kann.
* '''.section .init''': Definiert einen Abschnitt, der am Anfang des Kernel-Images platziert wird.
* '''.global _start''': Deklariert _start als global, damit es von allen Teilen des Programms verwendet werden kann.
* '''_start:''': Label, das den Startpunkt der Ausführung markiert.
* '''_start:''': Label, das den Startpunkt der Ausführung markiert.
* '''ldr x0, =MEM_KERNEL_STACK''': Lädt die Adresse von MEM_KERNEL_STACK in das Register x0, wie es in "'''config.h'''" definiert ist.
* '''ldr x0, =MEM_KERNEL_STACK''': Lädt die Adresse von MEM_KERNEL_STACK in das Register x0.
* '''mov sp, x0''': Initialisiert den Stack-Zeiger "'''SP'''".
* '''mov sp, x0''': Initialisiert den Stack-Zeiger (SP).
* '''b sysinit''': Springt zur Funktion "'''sysinit'''", die später implementiert wird.
* '''b sysinit''': Springt zur Funktion sysinit, die später implementiert wird.


Wenn wir das Programm starten, wird zunächst mit "'''ldr'''" (Load Register) das Register "'''x0'''" mit dem Wert aus "'''MEM_KERNEL_STACK'''" belegt, welcher im Include definiert wurde, und anschließend in den Stack-Zeiger (SP) abgelegt. Mit "'''b'''" (Branch, Sprung) springt der Code an das Label "'''sysinit'''".
Wenn das Programm startet, wird zunächst mit ldr (Load Register) das Register x0 mit dem Wert aus MEM_KERNEL_STACK belegt, der in der Include-Datei definiert wurde, und anschließend in den Stack-Zeiger (SP) abgelegt. Mit b (Branch) wird der Code zum Label sysinit verzweigt.


=== Konfigurationsdatei '''config.h''', eine Header-Datei ===
== Konfigurationsdatei '''config.h''' (eine Header-Datei) ==
==== Bedeutung und Struktur von Header-Dateien ====
=== Bedeutung und Struktur von Header-Dateien ===
Unsere "'''config.h'''" ist eine Header-Datei. Grundsätzlich werden Header-Dateien in der Programmierung verwendet, um Code zu organisieren und wiederverwendbar zu machen. Hier sind die Hauptgründe erläutert:
Unsere "'''config.h'''" ist eine Header-Datei. Header-Dateien werden verwendet, um Code zu organisieren und wieder verwendbar zu machen.  


* '''Strukturierung''': Header-Dateien helfen dabei, den Code in kleinere, übersichtliche Teile zu gliedern. Funktionen, Variablen und Konstanten, die in mehreren Dateien verwendet werden, können in einer Header-Datei deklariert werden.
Hauptgründe sind:
* '''Wiederverwendbarkeit''': Einmal geschriebener Code in einer Header-Datei kann in mehreren Programmen oder Dateien verwendet werden, ohne den Code jedes Mal neu schreiben zu müssen.
* '''Vereinfachung''': Durch die Verwendung von Header-Dateien wird der Code übersichtlicher und leichter verständlich. Anstatt alle Funktionen in einer einzigen Datei zu haben, können sie in kleinere, logische Teile aufgeteilt werden.
* '''Vermeidung von Doppelarbeit''': Wenn sich ein Funktionsprototyp oder eine Konstante ändert, muss diese Änderung nur in der Header-Datei vorgenommen werden, anstatt in jeder Datei, die diese verwendet.


Zusammengefasst: Header-Dateien machen den Code übersichtlicher, wiederverwendbarer und leichter zu pflegen.
* '''Strukturierung''': Header-Dateien helfen dabei, den Code in kleinere, übersichtliche Teile zu gliedern.
* '''Wiederverwendbarkeit''': Einmal geschriebener Code kann in mehreren Programmen oder Dateien verwendet werden.
* '''Vereinfachung''': Macht den Code übersichtlicher und leichter verständlich.
* '''Vermeidung von Doppelarbeit''': Änderungen müssen nur in der Header-Datei vorgenommen werden.


Unsere "'''config.h'''" ist nun wie folgt beschrieben:
Unsere "'''config.h'''" ist wie folgt beschrieben:


<syntaxhighlight lang="C">
<syntaxhighlight lang="C">
//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
//
// config.h
// config.h
Zeile 57: Zeile 63:
#define _config_h
#define _config_h


#define MEGABYTE 0x100000
#define MEGABYTE         0x100000


#define MEM_KERNEL_START 0x80000          // Startadresse des Hauptprogramms
#define MEM_KERNEL_START 0x80000          // Startadresse des Hauptprogramms
#define KERNEL_MAX_SIZE (2 * MEGABYTE)
#define KERNEL_MAX_SIZE   (2 * MEGABYTE)
#define MEM_KERNEL_END (MEM_KERNEL_START + KERNEL_MAX_SIZE)
#define MEM_KERNEL_END   (MEM_KERNEL_START + KERNEL_MAX_SIZE)
#define KERNEL_STACK_SIZE 0x20000
#define KERNEL_STACK_SIZE 0x20000
#define MEM_KERNEL_STACK (MEM_KERNEL_END + KERNEL_STACK_SIZE)
#define MEM_KERNEL_STACK (MEM_KERNEL_END + KERNEL_STACK_SIZE)


#endif
#endif
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


'''Erklärung:'''
=== Erklärung: ===
* '''#ifndef _config_h ... #endif''': Verhindert, dass die Datei mehrfach inkludiert wird.
* '''#ifndef _config_h ... #endif''': Verhindert, dass die Datei mehrfach inkludiert wird.
* '''#define''': Weist Symbolen konstante Werte zu.
* '''#define''': Weist Symbolen konstante Werte zu.
* '''MEM_KERNEL_STACK''': Berechnet den Start des Kernel-Stacks basierend auf der Startadresse des Kernels und seiner maximalen Größe.
* '''MEM_KERNEL_STACK''': Berechnet den Start des Kernel-Stacks basierend auf der Startadresse des Kernels und seiner maximalen Größe.


In diesem Header wird eine Bedingung abgefragt, ob die Variable '''_config_h''' bereits definiert wurde. Genauer gesagt, ob sie noch nicht definiert wurde. '''#ifndef''' bedeutet "if not defined", also "wenn nicht definiert". Wenn die Variable noch nicht definiert ist, wird alles verarbeitet, was bis zum '''#endif''' steht. Sollte die Variable bereits definiert sein, so wird alles übersprungen, was bis zum '''#endif''' steht.
Die #ifndef-Anweisung (if not defined) stellt sicher, dass die Datei nur einmal verarbeitet wird. Danach wird die Variable mit #define _config_h definiert und ist dem Compiler bekannt.


Direkt nach der '''#ifndef'''-Anweisung wird die Variable mit '''#define _config_h''' definiert und ist damit dem Compiler bekannt.
== Funktion '''sysinit''' ==
Erstellen Sie die Funktion sysinit, die das System initialisiert:


Warum wird sowas in einem Header abgefragt? Der Compiler mag es überhaupt nicht, wenn Dinge mehrmals festgelegt werden. Sollte diese Header-Datei bereits an einer anderen Stelle aufgerufen worden sein, so überspringt der Compiler diese Festlegungen und es kommt nicht zu Mehrfachdefinitionen.
=== Funktion '''sysinit''' ===
Als nächstes erstellen wir die Funktion sysinit, die das System initialisiert:
<syntaxhighlight lang="asm">
<syntaxhighlight lang="asm">
//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
//
// sysinit.S
// sysinit.S
Zeile 89: Zeile 95:
.globl sysinit
.globl sysinit
sysinit:
sysinit:
    b main
  b main
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


'''Erklärung:'''
=== Erklärung: ===
* '''.section .text''': Definiert einen Abschnitt für ausführbaren Code.
* '''.section .text''': Definiert einen Abschnitt für ausführbaren Code.
* '''.globl sysinit''': Deklariert sysinit als global.
* '''.globl sysinit''': Deklariert sysinit als global.
* '''b main''': Springt zur Funktion main.
* '''b main''': Springt zur Funktion main.
Das Label "'''sysinit'''" wird global definiert, damit es auch außerhalb der Datei bekannt ist. Der einzige Befehl b main bedeutet, dass das Programm einen Sprung zum Label main macht. Später werden wir hier mehr Code einfügen.


Hier wird das Label "'''sysinit'''" zunächst als global definiert, damit es auch außerhalb der Datei bekannt ist. Im vorhergehenden Code wird darauf verwiesen. Im Gegensatz zum vorhergehenden Code wird hier die Sektion '''.text''' verwendet. Diese Sektion definiert ausführbaren Code, der "irgendwo" im Speicher liegt. Die genaue Position wird durch den zuvor geschriebenen Code bestimmt und später vom Linker festgelegt. Der einzige Befehl, der hier steht, ist '''b main''', was bedeutet, dass das Programm einen Sprung (branch) zum Label "'''main'''" macht. Später werden wir hier mehr Code einfügen.
== Hauptprogramm '''main''' ==
 
Erstellen Sie nun das Hauptprogramm:
=== Hauptprogramm '''main''' ===
Erstellen wir nun das Hauptprogramm:


<syntaxhighlight lang="C">
<syntaxhighlight lang="C">
//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
//
// kernel.c
// kernel.c
Zeile 112: Zeile 120:
int main (void)
int main (void)
{
{
    while(1)
  while(1)
    {
  {
      LED_off();
    LED_off();
      wait(0x3F0000);
    wait(0x1F0000);
      LED_on();
    LED_on();
      wait(0x3F0000);
    wait(0x1F0000);
    }
  }
}
}
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>
'''Erklärung:'''
 
* '''while(1)''': Erzeugt eine Endlosschleife, da 1 immer wahr ist.
=== Erklärung ===
* '''while(1)''': Erzeugt eine Endlosschleife.
* '''LED_off()''': Schaltet die LED aus.
* '''LED_off()''': Schaltet die LED aus.
* '''wait(0x3F0000)''': Ruft die Wartefunktion auf.
* '''wait(0x1F0000)''': Ruft die Wartefunktion auf.
* '''LED_on()''': Schaltet die LED ein.
* '''LED_on()''': Schaltet die LED ein.
Mit int main (void) erstellen wir das Label, welches von sysinit aufgerufen wird. Die Endlosschleife while(1) bedeutet, dass der Code innerhalb der Schleife fortlaufend ausgeführt wird. LED_off(), wait(), LED_on() und erneut wait() wiederholen den Zyklus unendlich.


Mit int main (void) erstellen wir das Label, welches von sysinit aufgerufen wird.
== LED-Steuerungsfunktionen ==
Auf dem Raspberry Pi 4 können wir auf die GPIO-PINs direkt zugreifen, die für die Kommunikation mit der Außenwelt verwendet werden. Da eine PIN mit einer fest eingebauten LED verbunden ist, können wir auf externe Hardware verzichten.


Zunächst definieren wir eine Endlosschleife mit while. Alles was nach der geschweiften Klammer steht wird endlos wiederholt, da 1 immer wahr ist.
=== Zugriff auf die GPIO-Pins ===
Der Raspberry Pi 4 hat 40 GPIO-Pins, von denen 26 als Ausgang oder Eingang programmiert werden können. Zusätzlich gibt es interne GPIO-Adressen, die per Programmierschnittstelle programmiert werden können. Eine davon ist die grüne LED, die über den Port 42 angesteuert wird.


Der erste Befehl '''LED_off()''' Ruft die entsprechende Funktion auf, die wir später noch schreiben werden. Diese Funktion soll dann die fest eingebaute grüne LED am Raspberry Pi 5 ausschalten.
==== Konfiguration des GPIO-Registers ====
Um die LED zu steuern, müssen wir das Register GPFSEL verwenden. Das Register GPFSEL4 ist für GPIO-Adresse 42 zuständig und jede GPIO-Adresse wird durch 3 Bits konfiguriert:


Als nächstes wird die Funktion '''wait''' aufgerufen. Diese Funktion erwartet einen Wert, der angibt, wie lange gewartet werden soll, bevor der nächste Befehl ausgeführt wird.
{| class="wikitable"
|+ Status des GPIO-Registers
|-
| 000 || PIN ist ein Eingang
|-
| 001 || PIN ist ein Ausgang
|-
| 100 || PIN hat die alternative Funktion 0
|-
| 101 || PIN hat die alternative Funktion 1
|-
| 110 || PIN hat die alternative Funktion 2
|-
| 111 || PIN hat die alternative Funktion 3
|-
| 011 || PIN hat die alternative Funktion 4
|-
| 010 || PIN hat die alternative Funktion 5
|}


Nachdem '''wait''' aufgerufen wurde, wird die Funktion '''LED_on()''' aufgerufen, die die grüne LED wieder einschaltet. Danach wird erneut gewartet und das ganze Programm wird unendlich wiederholt.
==== Funktion zur Konfiguration von GPIO-Pins ('''SetGPIOFunction''') ====
 
=== LED-Steuerungsfunktionen ===
Erstellen wir die Datei led.c für die LED-Steuerung:


<syntaxhighlight lang="C">
<syntaxhighlight lang="C">
//
void SetGPIOFunction(u32 Pin, u32 Function)
// led.c
//
 
#include "base.h"
#include "util.h"
#include "types.h"
 
void LED_off(void)
{
{
    u32 reg = read32(ARM_GPIO2_DATA0);
  u32 GPSEL = GPIO_GPFSEL0;
     reg &= ~0x200; // Bit 9 auf 0 setzen
  while (Pin >= 10)
     write32 (ARM_GPIO2_DATA0,reg);
  {
}
     Pin -= 10;
     GPSEL += 4;
  }
  Pin *= 3;
  Function <<= Pin;
  u32 mask = 0b111 << Pin;
  mask = ~mask; // Bitweise negieren


void LED_on(void)
  u32 sel = read32(GPSEL);
{
  sel &= mask;
    u32 reg = read32 (ARM_GPIO2_DATA0);
  sel |= Function;
    reg |= 0x200; // Bit 9 auf 1 setzen
  write32(GPSEL, sel);
    write32 (ARM_GPIO2_DATA0,reg);
}
}
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>
===== Erklärung =====
Diese Funktion bestimmt das richtige GPFSEL-Register und setzt die entsprechende Funktion für den Pin. Zunächst wird die Basis-Adresse für GPIO_GPFSEL0 geladen, und durch eine Schleife die richtige Registeradresse und Pin-Position ermittelt. Der Inhalt des Registers wird gelesen, die entsprechenden Bits gelöscht und mit der neuen Funktion überschrieben.


'''Erklärung:'''
=== Funktionen zur Steuerung der LED ('''LED_on''', '''LED_off''') ===
* '''u32 reg = read32(ARM_GPIO2_DATA0)''': Der Inhalt des Registers ARM_GPIO2_DATA0 wird gelesen und in reg abgelegt.
* '''reg &= ~0x200''': Löscht das 9 Bit, um die LED auszuschalten.
* '''write32 (ARM_GPIO2_DATA0,reg)''': schreibt den Inhalt zurück in das Register
* '''reg |= 0x200''': Setzt das 9 Bit, um die LED einzuschalten.


Der erste Befehl in diesem Sourcecode ist das '''#include "base.h"'''. In der '''base.h'''-Headerdatei sind einige Parameter abgelegt, wie zum Beispiel die Adresse der LED, die wir ansteuern wollen.
<syntaxhighlight lang="C">
void LED_on(void)
{
  u32 LED_Pin = 42;
  SetGPIOFunction(LED_Pin, GPIO_output);


Im Raspberry Pi können viele Geräte (Peripherie) über bestimmte Adressen erreicht und dort direkt manipuliert werden. Die grüne LED des Raspberry Pi 5 ist über das GPIO2-Register erreichbar, genauer gesagt über das Register '''ARM_GPIO2_DATA0'''. Dort belegt die LED das Bit 9 des Registers. Da die anderen Bits in diesem Register andere Funktionen haben, müssen wir zunächst den gesamten Inhalt des Registers laden.
  u32 GPSET = GPIO_GPSET0;
  if (LED_Pin > 31)
  {
    GPSET += 4;
    LED_Pin -= 32;
  }
  write32(GPSET, 1 << LED_Pin);
}


Der Befehl '''reg &= ~0x200''' führt eine bitweise Operation durch, um ein bestimmtes Bit in der Variable reg zu löschen (auf 0 zu setzen). Hier ist die genaue Funktionsweise:
void LED_off(void)
{
  u32 LED_Pin = 42;
  SetGPIOFunction(LED_Pin, GPIO_output);


* Hexadezimale Zahl: 0x200 ist die hexadezimale Darstellung der Zahl 512. In Binärdarstellung ist das 0000 0010 0000 0000.
  u32 GPCLR = GPIO_GPCLR0;
* Bitweise NOT-Operation: Der Operator ~ führt eine bitweise Negation durch, was bedeutet, dass alle Bits invertiert werden. Für 0x200 (binär 0000 0010 0000 0000) ergibt das:
  if (LED_Pin > 31)
** ~0x200 = 1111 1101 1111 1111
  {
* Bitweises AND: Der Operator &= kombiniert die bestehende Variable reg mit dem Ergebnis der bitweisen Negation von 0x200 unter Verwendung des bitweisen AND-Operators (&). Dies bedeutet, dass nur die Bits in reg erhalten bleiben, die auch im invertierten Wert von 0x200 gesetzt sind.
    GPCLR += 4;
 
    LED_Pin -= 32;
Der Befehl reg &= ~0x200 setzt also das neunte Bit (wenn man von null zählt) von reg auf 0 und belässt alle anderen Bits unverändert.
  }
 
  write32(GPCLR, 1 << LED_Pin);
Danach wird der Wert in das Register zurückgeschrieben und die LED ist aus.
}
</syntaxhighlight>


In der LED_on-Funktion wird das gleiche durchgeführt, allerdings manipulieren wir den Wert in die andere Richtung:
==== Erklärung ====
Wir erstellen zwei Funktionen, LED_on und LED_off, um die LED ein- und auszuschalten. Beide Funktionen setzen den entsprechenden Pin (42) auf "Output", ermitteln das richtige GPSET oder GPCLR-Register und setzen bzw. löschen das entsprechende Bit, um die LED zu steuern.


Der Befehl reg |= 0x200 führt eine bitweise Operation durch, um ein bestimmtes Bit in der Variable reg zu setzen (auf 1 zu setzen). Hier ist die genaue Funktionsweise:
== Basiskonfigurationsdatei '''base.h''' ==
* Hexadezimale Zahl: 0x200 ist die hexadezimale Darstellung der Zahl 512. In Binärdarstellung ist das 0000 0010 0000 0000.
* Bitweises OR: Der Operator |= kombiniert die bestehende Variable reg mit 0x200 unter Verwendung des bitweisen OR-Operators (|). Dies bedeutet, dass jedes Bit in reg auf 1 gesetzt wird, wenn das entsprechende Bit in 0x200 ebenfalls 1 ist.
 
Der Befehl reg |= 0x200 setzt also das neunte Bit (wenn man von null zählt) von reg auf 1 und belässt alle anderen Bits unverändert.
 
=== Basiskonfigurationsdatei '''base.h''' ===
Die Datei '''base.h''' enthält Basisadressen für den Raspberry Pi:
Die Datei '''base.h''' enthält Basisadressen für den Raspberry Pi:


<syntaxhighlight lang="C">
<syntaxhighlight lang="C">
//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
//
// base.h
// base.h
Zeile 204: Zeile 241:
#define _base_h
#define _base_h


#define RPI_BASE 0x107C000000UL
#define RPI_BASE 0xFE000000


// GPIO
// General Purpose I/O (GPIO)               
#define ARM_GPIO2_BASE RPI_BASE + 0x1517C00
#define GPIO_BASE                          (RPI_BASE + 0x200000)
#define ARM_GPIO2_DATA0 ARM_GPIO2_BASE + 0x04
#define GPIO_GPFSEL0                        (GPIO_BASE + 0x00) // GPIO Function Select 0       
#define GPIO_GPFSEL1                        (GPIO_BASE + 0x04) // GPIO Function Select 1       
#define GPIO_GPFSEL2                        (GPIO_BASE + 0x08) // GPIO Function Select 2       
#define GPIO_GPFSEL3                        (GPIO_BASE + 0x0c) // GPIO Function Select 3       
#define GPIO_GPFSEL4                        (GPIO_BASE + 0x10) // GPIO Function Select 4       
#define GPIO_GPFSEL5                        (GPIO_BASE + 0x14) // GPIO Function Select 5       
#define GPIO_GPSET0                        (GPIO_BASE + 0x1c) // GPIO Pin Output Set 0     
#define GPIO_GPSET1                        (GPIO_BASE + 0x20) // GPIO Pin Output Set 1     
#define GPIO_GPCLR0                        (GPIO_BASE + 0x28) // GPIO Pin Output Clear 0     
#define GPIO_GPCLR1                        (GPIO_BASE + 0x2c) // GPIO Pin Output Clear 1     
#define GPIO_GPLEV0                        (GPIO_BASE + 0x34) // GPIO Pin Level 0       
#define GPIO_GPLEV1                        (GPIO_BASE + 0x38) // GPIO Pin Level 1       
#define GPIO_GPEDS0                        (GPIO_BASE + 0x40) // GPIO Pin Event Detect Status 0     
#define GPIO_GPEDS1                        (GPIO_BASE + 0x44) // GPIO Pin Event Detect Status 1     
#define GPIO_GPREN0                        (GPIO_BASE + 0x4c) // GPIO Pin Rising Edge Detect Enable 0   
#define GPIO_GPREN1                        (GPIO_BASE + 0x50) // GPIO Pin Rising Edge Detect Enable 1   
#define GPIO_GPFEN0                        (GPIO_BASE + 0x58) // GPIO Pin Falling Edge Detect Enable 0   
#define GPIO_GPFEN1                        (GPIO_BASE + 0x5c) // GPIO Pin Falling Edge Detect Enable 1   
#define GPIO_GPHEN0                        (GPIO_BASE + 0x64) // GPIO Pin High Detect Enable 0     
#define GPIO_GPHEN1                        (GPIO_BASE + 0x68) // GPIO Pin High Detect Enable 1     
#define GPIO_GPLEN0                        (GPIO_BASE + 0x70) // GPIO Pin Low Detect Enable 0     
#define GPIO_GPLEN1                        (GPIO_BASE + 0x74) // GPIO Pin Low Detect Enable 1     
#define GPIO_GPAREN0                        (GPIO_BASE + 0x7c) // GPIO Pin Async. Rising Edge Detect 0   
#define GPIO_GPAREN1                        (GPIO_BASE + 0x80) // GPIO Pin Async. Rising Edge Detect 1   
#define GPIO_GPAFEN0                        (GPIO_BASE + 0x88) // GPIO Pin Async. Falling Edge Detect 0   
#define GPIO_GPAFEN1                        (GPIO_BASE + 0x8c) // GPIO Pin Async. Falling Edge Detect 1   
#define GPIO_GPIO_PUP_PDN_CNTRL_REG0        (GPIO_BASE + 0xe4) // GPIO Pull-up / Pull-down Register 0     
#define GPIO_GPIO_PUP_PDN_CNTRL_REG1        (GPIO_BASE + 0xe8) // GPIO Pull-up / Pull-down Register 1     
#define GPIO_GPIO_PUP_PDN_CNTRL_REG2        (GPIO_BASE + 0xec) // GPIO Pull-up / Pull-down Register 2     
#define GPIO_GPIO_PUP_PDN_CNTRL_REG3        (GPIO_BASE + 0xf0) // GPIO Pull-up / Pull-down Register 3     
// Information from BCM2835 ARM Peripherals               
#define GPIO_GPPUD                          (GPIO_BASE + 0x94) // GPIO Pin Pull-up/down Enable       
#define GPIO_GPPUDCLK0                      (GPIO_BASE + 0x98) // GPIO Pin Pull-up/down Enable Clock 0     
#define GPIO_GPPUDCLK1                      (GPIO_BASE + 0x9c) // GPIO Pin Pull-up/down Enable Clock 1     


#endif
#endif
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>
'''Erklärung''':
* '''RPI_BASE''': Basisadresse der Peripheriegeräte.
* '''ARM_GPIO2_BASE''': Basisadresse des GPIO2-Registers.
* '''ARM_GPIO2_DATA0''': Adresse des Datenregisters, das die LED steuert.


Vorab: Dieser Header wird im Verlauf unseres Kurses kontinuierlich erweitert. Zurzeit benötigen wir jedoch nur die Daten für unsere LED.
=== Erklärung ===
In dieser Header-Datei wurden alle Funktionen (Adressen) definiert, die GPIO betreffen. Diese Datei wird im Verlauf unseres Kurses kontinuierlich erweitert; aktuell benötigen wir jedoch nur die Daten für unsere LED.
 
Mit '''#define RPI_BASE 0xFE000000''' legen wir die Basisadresse der Peripheriegeräte fest. Dies dient als Grundlage für alle anderen Geräte, die wir verwenden. '''#define GPIO_BASE (RPI_BASE + 0x200000)''' legt die Basisadresse des GPIO fest.
 
== '''read32''' und '''write32''' ==
Diese zwei Funktionen ermöglichen direkten Zugriff auf den Speicher des Raspberry Pi 4. Wir definieren diese Funktionen in Assembler, um einfacher auf die Hardware zugreifen zu können.
 
<syntaxhighlight lang="asm">
//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// util.S
//
 
.globl write32
write32:
  stp x29, x30, [sp, -16]!
  mov x29, sp
  str w1, [x0]
  ldp x29, x30, [sp], 16
  ret


Mit '''RPI_BASE = 0x107C000000UL''' legen wir die Basisadresse der Peripheriegeräte fest. Diese dient als Grundlage für alle anderen Geräte, die wir verwenden.
.globl read32
read32:
  stp x29, x30, [sp, -16]!
  mov x29, sp
  ldr w0, [x0]
  ldp x29, x30, [sp], 16
  ret
</syntaxhighlight>


Diese Datei wird später in Abschnitte für jedes einzelne Gerät unterteilt. Derzeit verwenden wir jedoch nur das GPIO.
Speichern Sie die Datei als '''util.S'''.


Mit '''ARM_GPIO2_BASE = RPI_BASE + 0x1517C00''' wird die Basisadresse des GPIO2 festgelegt. Der Daten-Offset ist dann '''0x04''', also insgesamt '''0x107C000000 + 0x1517C00 + 0x04''' ergibt '''0x107D517C04'''. Dies ist die tatsächliche Speicheradresse im Raspberry Pi 5 für das Register, welches die LED steuert.
=== Erklärung ===
'''write32''' nutzt die Zeile '''str w1,[x0]''' (store), um den zweiten Wert an die Adresse des ersten Wertes zu schreiben.
'''read32''' nutzt die Zeile '''ldr w0,[x0]''' (load), um den Wert an der übergebenen Adresse zu laden und zurückzugeben.


=== Wartefunktion '''wait''' ===
Damit C weiß, welche Werte hier erwartet werden, müssen wir in einer Header-Datei festlegen, was wir erwarten:
Zuletzt erstellen wir die Datei '''time.c''' für die Wartefunktion:


<syntaxhighlight lang="c">
<syntaxhighlight lang="c">
//
//
// time.c
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// util.h
//
//
#ifndef _ms_util_h
#define _ms_util_h


#include "types.h"
#include "types.h"


void wait(u32 zyklen)  
void write32(u32 a, u32 b);
{
u32 read32(u32 a);
    volatile u32 i;
    for (i = 0; i < zyklen; i++)  
    {
        // Leere Schleife zur Verzögerung
    }
}
</syntaxhighlight>
'''Erklärung''':
* '''volatile u32 i''': Erzeugt die Variable "i". Durch volatile wird bei einer Optimierung des Codes die Schleife nicht optimiert!
* '''for (i = 0; i < zyklen; i++)''': Dies erzeugt eine Schleife und zählt "i" hoch, solange i kleiner als zyklen ist.
* '''{...]''': Hier wird eine leere Schleife generiert.
 
=== write32 und read32 ===
Um ein Systemregister zu lesen oder auch dort hineinzuschreiben, benötigen wir noch zwei Funktionen, die wir '''write32''' und '''read32''' nennen. Da es um eine direkte Adressierung im Speicher geht, verwenden wir einfach einen Assemblercode:
<syntaxhighlight lang="asm">
//util.s


.globl write32
#endif
write32:
stp x29, x30, [sp, -16]!
mov x29, sp
str w1,[x0]
ldp x29, x30, [sp], 16
ret
 
 
.globl read32
read32:
stp x29, x30, [sp, -16]!
mov x29, sp
    ldr w0,[x0]
ldp x29, x30, [sp], 16
ret
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


=== Weitere Header-Dateien ===
== Wartefunktion '''wait'''==
In C werden Funktionen häufig in Header-Dateien (mit der Endung .h) deklariert, bevor sie in den eigentlichen Quellcodedateien (mit der Endung .c) definiert werden. Dies hat mehrere wichtige Gründe:


* Modularität und Wiederverwendbarkeit:
Zuletzt erstellen wir die Datei time.c für die Wartefunktion:


: Header-Dateien ermöglichen es, den Code in verschiedene Module zu unterteilen. Dadurch können Funktionen und Datenstrukturen in mehreren Quellcodedateien wiederverwendet werden, ohne dass der Code dupliziert werden muss.
<syntaxhighlight lang="C">
* Trennung von Deklaration und Definition:
//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// time.c
//


: Die Deklaration einer Funktion in einer Header-Datei informiert den Compiler über die Existenz und das Interface der Funktion (Name, Rückgabewert, Parameter), ohne den vollständigen Funktionscode zur Verfügung zu stellen. Die Definition, die den eigentlichen Code enthält, befindet sich in der entsprechenden .c-Datei.
#include "types.h"
: Dies unterstützt das Prinzip der Informationsverbergung (Encapsulation), indem es die Implementierungsdetails von der Schnittstelle trennt.
* Vermeidung von Mehrfachdeklarationen:


: Durch das Einfügen der Header-Datei in mehrere Quellcodedateien (#include "header.h") wird sichergestellt, dass alle Quellcodedateien die gleichen Funktionsdeklarationen verwenden. Dies verhindert Fehler durch inkonsistente Deklarationen.
void wait(u32 zyklen)
* Erleichterung der Wartung:
{
  volatile u32 i;
  for (i = 0; i < zyklen; i++)
  {
    // Leere Schleife zur Verzögerung
  }
}
</syntaxhighlight>
=== Erklärung ===
volatile u32 i: Erzeugt die Variable i. Durch volatile wird die Schleife bei der Code-Optimierung nicht optimiert.
for (i = 0; i < zyklen; i++): Erzeugt eine Schleife und zählt i hoch, solange i kleiner als zyklen ist.
{...}: Leere Schleife zur Verzögerung.
== Weitere Header-Dateien ==
In C werden Funktionen häufig in Header-Dateien (mit der Endung .h) deklariert, bevor sie in den eigentlichen Quellcodedateien (mit der Endung .c) definiert werden. Dies hat mehrere wichtige Gründe:


: Änderungen an der Funktionsdeklaration (z.B. Änderung der Parameter) müssen nur in der Header-Datei vorgenommen werden. Alle Quellcodedateien, die diese Header-Datei einbinden, verwenden automatisch die aktualisierte Deklaration.
* '''Modularität und Wiederverwendbarkeit''': Header-Dateien ermöglichen es, den Code in verschiedene Module zu unterteilen. Dadurch können Funktionen und Datenstrukturen in mehreren Quellcodedateien wiederverwendet werden, ohne den Code duplizieren zu müssen.
* Kompilierung und Linken:
* '''Trennung von Deklaration und Definition''': Die Deklaration einer Funktion in einer Header-Datei informiert den Compiler über die Existenz und das Interface der Funktion (Name, Rückgabewert, Parameter), ohne den vollständigen Funktionscode zur Verfügung zu stellen. Die Definition, die den eigentlichen Code enthält, befindet sich in der entsprechenden .c-Datei. Dies unterstützt das Prinzip der Informationsverbergung (Encapsulation), indem es die Implementierungsdetails von der Schnittstelle trennt.
* '''Vermeidung von Mehrfachdeklarationen''': Durch das Einfügen der Header-Datei in mehrere Quellcodedateien (#include "header.h") wird sichergestellt, dass alle Quellcodedateien die gleichen Funktionsdeklarationen verwenden. Dies verhindert Fehler durch inkonsistente Deklarationen.
* '''Erleichterung der Wartung''': Änderungen an der Funktionsdeklaration (z.B. Änderung der Parameter) müssen nur in der Header-Datei vorgenommen werden. Alle Quellcodedateien, die diese Header-Datei einbinden, verwenden automatisch die aktualisierte Deklaration.
* '''Kompilierung und Linken''': Während des Kompilierens überprüft der Compiler die Header-Dateien, um sicherzustellen, dass die Funktionsaufrufe korrekt sind. Beim Linken werden dann die tatsächlichen Funktionsdefinitionen aus den Quellcodedateien zusammengeführt. Dies ermöglicht es auch, große Projekte effizient zu kompilieren, indem nur die geänderten Dateien neu kompiliert werden müssen, während die unveränderten Dateien aus der letzten Kompilierung wiederverwendet werden können.
* '''Interne und Externe Sichtbarkeit''': Header-Dateien können genutzt werden, um die Sichtbarkeit von Funktionen und Variablen zu steuern. Funktionen, die in einer Header-Datei deklariert sind, sind für alle Quellcodedateien sichtbar, die diese Header-Datei einbinden. Funktionen, die nur in der Quellcodedatei definiert sind, sind dagegen nur in dieser Datei sichtbar (statische Funktionen).


: Während des Kompilierens überprüft der Compiler die Header-Dateien, um sicherzustellen, dass die Funktionsaufrufe korrekt sind. Beim Linken werden dann die tatsächlichen Funktionsdefinitionen aus den Quellcodedateien zusammengeführt.
In unserem Code fehlen nun noch drei Header-Dateien: '''led.h''', '''time.h''' und '''types.h'''.
: Dies ermöglicht es auch, große Projekte effizient zu kompilieren, indem nur die geänderten Dateien neu kompiliert werden müssen, während die unveränderten Dateien aus der letzten Kompilierung wiederverwendet werden können.
* Interne und Externe Sichtbarkeit:


: Header-Dateien können genutzt werden, um die Sichtbarkeit von Funktionen und Variablen zu steuern. Funktionen, die in einer Header-Datei deklariert sind, sind für alle Quellcodedateien sichtbar, die diese Header-Datei einbinden. Funktionen, die nur in der Quellcodedatei definiert sind, sind dagegen nur in dieser Datei sichtbar (statische Funktionen).
=== Die '''led.h''' ===
 
<syntaxhighlight lang="C">
In unserem Code fehlen nun noch drei Header-Dateien, led.h, time.h und types.h.
//
==== Die led.h ====
// The LED program for RPI4
<syntaxhighlight lang="c">
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// led.h
// led.h
//


#ifndef _ms_led_h
#ifndef _ms_led_h
#define _ms_led_h
#define _ms_led_h
#include "types.h"
#define GPIO_input  0b000      // Input
#define GPIO_output 0b001      // Output
#define GPIO_alt0  0b100      // Alternate function 0
#define GPIO_alt1  0b101      // Alternate function 1
#define GPIO_alt2  0b110      // Alternate function 2
#define GPIO_alt3  0b111      // Alternate function 3
#define GPIO_alt4  0b011      // Alternate function 4
#define GPIO_alt5  0b010      // Alternate function 5
#define GPPUD_OFF    0b00      // Pull-up/down disable


void LED_off(void);
void LED_off(void);
void LED_on(void);
void LED_on(void);
void SetGPIOFunction(u32 Pin, u32 Function);


#endif
#endif
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>
Diese Header-Datei definiert die Funktionsaufrufe '''LED_off''' und '''LED_on'''. Beide Funktionsaufrufe erwarten keinen Parameter und geben keine Parameter zurück. Dies ist durch das Schlüsselwort '''void''' erkennbar.
==== Erklärung ====


==== Die time.h====
Diese Header-Datei definiert die Funktionsaufrufe LED_off, LED_on und SetGPIOFunction. Die Funktionsaufrufe LED_off und LED_on erwarten keine Parameter und geben keine Parameter zurück, was durch das Schlüsselwort void erkennbar ist. SetGPIOFunction erwartet den PIN und die Funktion als u32-Wert.
<syntaxhighlight lang="c">
 
//time.h
=== Die '''time.h''' ===
<syntaxhighlight lang="C">
//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// time.h
//


#ifndef _ms_time_h
#ifndef _ms_time_h
Zeile 324: Zeile 435:
#endif
#endif
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>
Hier wird der Funktionsaufruf wait definiert. Diese Funktion gibt keinen Wert zurück, aber erwartet von uns einen u32-Wert. u32 wird in dem nächsten Header "types.h" definiert. Deswegen wurde diese diesem Header inkludiert, damit der Compiler weiß, was u32 bedeutet.
==== Erklärung ====
 
Hier wird der Funktionsaufruf wait definiert. Diese Funktion gibt keinen Wert zurück, erwartet aber einen u32-Wert als Parameter. Der Typ u32 wird im nächsten Header types.h definiert. Deswegen wurde diese Datei inkludiert, damit der Compiler weiß, was u32 bedeutet.


==== Die types.h ====
=== Die '''types.h''' ===
<syntaxhighlight lang="c">
<syntaxhighlight lang="C">
//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// types.h
// types.h
//


#ifndef _ms_types_h
#ifndef _ms_types_h
#define _ms_types_h
#define _ms_types_h


typedef unsigned char u8;
typedef unsigned char   u8;
typedef unsigned short u16;
typedef unsigned short u16;
typedef unsigned int u32;
typedef unsigned int   u32;


typedef signed char s8;
typedef signed char     s8;
typedef signed short s16;
typedef signed short   s16;
typedef signed int s32;
typedef signed int     s32;


typedef unsigned long u64;
typedef unsigned long   u64;
typedef signed long s64;
typedef signed long     s64;


typedef long intptr;
typedef long           intptr;
typedef unsigned long uintptr;
typedef unsigned long   uintptr;


typedef unsigned long size_t;
typedef unsigned long   size_t;
typedef long ssize_t;
typedef long           ssize_t;


typedef char boolean;
typedef char           boolean;


#define ALIGN(n) __attribute__((aligned (n)))
#define ALIGN(n) __attribute__((aligned (n)))


#define FALSE 0
#define FALSE     0
#define TRUE 1
#define TRUE     1


#endif
#endif
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>
Der Header types.h definiert verschiedene Datentypen und einige Makros, die in einem C-Programm verwendet werden können. Hier ist eine allgemeine Beschreibung dessen, was in diesem Header passiert:
==== Erklärung ====
 
Der Header '''types.h''' definiert verschiedene Datentypen und einige Makros, die in einem C-Programm verwendet werden können:


'''Typdefinitionen:'''
* Typdefinitionen:
* Es werden neue Datentypen mit typedef erstellt, um die Standardtypen in C klarer und konsistenter zu benennen.
** Unsigned Types:
** Unsigned Types:
*** u8: ein Alias für unsigned char (8-Bit).
*** u8: ein Alias für unsigned char (8-Bit)
*** u16: ein Alias für unsigned short (16-Bit).
*** u16: ein Alias für unsigned short (16-Bit)
*** u32: ein Alias für unsigned int (32-Bit).
*** u32: ein Alias für unsigned int (32-Bit)
*** u64: ein Alias für unsigned long (64-Bit).
*** u64: ein Alias für unsigned long (64-Bit)
** Signed Types:
** Signed Types:
*** s8: ein Alias für signed char (8-Bit).
*** s8: ein Alias für signed char (8-Bit)
*** s16: ein Alias für signed short (16-Bit).
*** s16: ein Alias für signed short (16-Bit)
*** s32: ein Alias für signed int (32-Bit).
*** s32: ein Alias für signed int (32-Bit)
*** s64: ein Alias für signed long (64-Bit).
*** s64: ein Alias für signed long (64-Bit)
** Pointer Types:
** Pointer Types:
*** intptr: ein Alias für long, um einen Integer zu speichern, der groß genug ist, um einen Zeiger zu halten.
*** intptr: ein Alias für long, um einen Integer zu speichern, der groß genug ist, um einen Zeiger zu halten
*** uintptr: ein Alias für unsigned long, für einen unsigned Integer, der groß genug ist, um einen Zeiger zu halten.
*** uintptr: ein Alias für unsigned long, für einen unsigned Integer, der groß genug ist, um einen Zeiger zu halten
** Size Types:
** Size Types:
*** size_t: ein Alias für unsigned long, typischerweise verwendet für die Größe von Objekten.
*** size_t: ein Alias für unsigned long, typischerweise verwendet für die Größe von Objekten
*** ssize_t: ein Alias für long, typischerweise verwendet für signierte Größenangaben.
*** ssize_t: ein Alias für long, typischerweise verwendet für signierte Größenangaben
** Boolean Type:
*** Ein neuer Typ boolean als Alias für char
* Makros für Alignment:
** ALIGN(n): ein Makro, das das GCC-spezifische __attribute__((aligned(n))) verwendet, um die Ausrichtung eines Datentyps auf n Bytes zu erzwingen
* Boolean Values:
** FALSE und TRUE werden als 0 und 1 definiert


'''Boolean Type:'''
Zusammengefasst definiert dieser Header eine Reihe von neuen Typen und Makros, die die Lesbarkeit und Portabilität des Codes verbessern, indem sie standardisierte Namen und Werte bereitstellen.
* Es wird ein neuer Typ boolean als Alias für char definiert.
<syntaxhighlight lang="c">
typedef char boolean;
</syntaxhighlight>


'''Makros für Alignment:'''
== Kompilieren und Ausführen ==
* ALIGN(n): ein Makro, das das GCC-spezifische __attribute__((aligned(n))) verwendet, um die Ausrichtung eines Datentyps auf n Bytes zu erzwingen.
<syntaxhighlight lang="c">
#define ALIGN(n) __attribute__((aligned (n)))
</syntaxhighlight>
 
'''Boolean Values:'''
* Zwei Makros FALSE und TRUE werden definiert, um die Werte 0 und 1 darzustellen.
<syntaxhighlight lang="c">
#define FALSE 0
#define TRUE 1
</syntaxhighlight>
 
Zusammengefasst definiert dieser Header eine Reihe von neuen Typen und Makros, die die Lesbarkeit und Portabilität des Codes verbessern, indem sie standardisierte Namen und Werte bereitstellen.


=== Kompilieren und Ausführen ===
Wechseln Sie in das Verzeichnis LED und kompilieren Sie das Programm mit dem Befehl make. Wenn alles erfolgreich war, erhalten Sie eine Datei kernel8.img, die auf eine SD-Karte kopiert und im Raspberry Pi verwendet wird. Schalten Sie den Raspberry Pi ein, und die LED sollte blinken.
Wechsle in das Verzeichnis LED und kompiliere das Programm mit dem Befehl make. Wenn alles erfolgreich war, erhältst du eine Datei kernel_2712.img, die auf eine SD-Karte kopiert und im Raspberry Pi verwendet wird. Schalte den Raspberry Pi ein, und die LED sollte blinken.


Du kannst den Source-Code als ZIP-Datei mit folgenden Link downloaden: https://www.satyria.de/arm/sources/RPI4/C/2.zip
Sie können den Source-Code als ZIP-Datei mit folgendem Link herunterladen: https://www.satyria.de/arm/sources/RPI4/C/2.zip


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Aktuelle Version vom 5. März 2025, 13:37 Uhr

Einführung

Unser Ziel ist es, die fest eingebaute LED des Raspberry Pi 4 zum Blinken zu bringen. Ich werde jeden Schritt erklären und die Gründe für die implementierten Schritte näher erläutern.

Vorbereitung des Verzeichnisses

Erstellen Sie zunächst ein neues Verzeichnis, z.B. LED, und platzieren Sie darin das Makefile und die Datei linker.ld. Erzeugen Sie auch das Verzeichnis "include" innerhalb von LED, um unsere Header-Dateien zu organisieren.


Programmierung des Startverhaltens des Raspberry Pi (boot.S)

Leider kommen wir nicht ganz ohne Assembler aus. Der erste Code, der ausgeführt wird, sollte in Assembler geschrieben sein. In der Regel werden einige Eigenschaften der CPU definiert, die nur in Assembler möglich sind. Für dieses Beispiel benötigen wir das noch nicht, aber wir erstellen diese Datei, um für spätere Projekte vorbereitet zu sein. Erstellen Sie die Datei boot.S:

//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// boot.S
//

#include "config.h"

.section .init                // Ensure the linker places this at the beginning of the kernel image
.global _start                // Execution starts here

_start:
  ldr x0, =MEM_KERNEL_STACK
  mov sp, x0                  // init its stack	
  b sysinit

Erklärung:

  • #include "config.h": Inkludiert die Konfigurationsdatei, in der benötigte Parameter definiert sind.
  • .section .init: Definiert einen Abschnitt, der am Anfang des Kernel-Images platziert wird.
  • .global _start: Deklariert _start als global, damit es von allen Teilen des Programms verwendet werden kann.
  • _start:: Label, das den Startpunkt der Ausführung markiert.
  • ldr x0, =MEM_KERNEL_STACK: Lädt die Adresse von MEM_KERNEL_STACK in das Register x0.
  • mov sp, x0: Initialisiert den Stack-Zeiger (SP).
  • b sysinit: Springt zur Funktion sysinit, die später implementiert wird.

Wenn das Programm startet, wird zunächst mit ldr (Load Register) das Register x0 mit dem Wert aus MEM_KERNEL_STACK belegt, der in der Include-Datei definiert wurde, und anschließend in den Stack-Zeiger (SP) abgelegt. Mit b (Branch) wird der Code zum Label sysinit verzweigt.

Konfigurationsdatei config.h (eine Header-Datei)

Bedeutung und Struktur von Header-Dateien

Unsere "config.h" ist eine Header-Datei. Header-Dateien werden verwendet, um Code zu organisieren und wieder verwendbar zu machen.

Hauptgründe sind:

  • Strukturierung: Header-Dateien helfen dabei, den Code in kleinere, übersichtliche Teile zu gliedern.
  • Wiederverwendbarkeit: Einmal geschriebener Code kann in mehreren Programmen oder Dateien verwendet werden.
  • Vereinfachung: Macht den Code übersichtlicher und leichter verständlich.
  • Vermeidung von Doppelarbeit: Änderungen müssen nur in der Header-Datei vorgenommen werden.

Unsere "config.h" ist wie folgt beschrieben:

//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// config.h
//

#ifndef _config_h
#define _config_h

#define MEGABYTE          0x100000

#define MEM_KERNEL_START  0x80000          // Startadresse des Hauptprogramms
#define KERNEL_MAX_SIZE   (2 * MEGABYTE)
#define MEM_KERNEL_END    (MEM_KERNEL_START + KERNEL_MAX_SIZE)
#define KERNEL_STACK_SIZE 0x20000
#define MEM_KERNEL_STACK  (MEM_KERNEL_END + KERNEL_STACK_SIZE)

#endif

Erklärung:

  • #ifndef _config_h ... #endif: Verhindert, dass die Datei mehrfach inkludiert wird.
  • #define: Weist Symbolen konstante Werte zu.
  • MEM_KERNEL_STACK: Berechnet den Start des Kernel-Stacks basierend auf der Startadresse des Kernels und seiner maximalen Größe.

Die #ifndef-Anweisung (if not defined) stellt sicher, dass die Datei nur einmal verarbeitet wird. Danach wird die Variable mit #define _config_h definiert und ist dem Compiler bekannt.

Funktion sysinit

Erstellen Sie die Funktion sysinit, die das System initialisiert:

//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// sysinit.S
//

.section .text
.globl sysinit
sysinit:
  b main

Erklärung:

  • .section .text: Definiert einen Abschnitt für ausführbaren Code.
  • .globl sysinit: Deklariert sysinit als global.
  • b main: Springt zur Funktion main.

Das Label "sysinit" wird global definiert, damit es auch außerhalb der Datei bekannt ist. Der einzige Befehl b main bedeutet, dass das Programm einen Sprung zum Label main macht. Später werden wir hier mehr Code einfügen.

Hauptprogramm main

Erstellen Sie nun das Hauptprogramm:

//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// kernel.c
//

#include "led.h"
#include "time.h"

int main (void)
{
  while(1)
  {
    LED_off();
    wait(0x1F0000);
    LED_on();
    wait(0x1F0000);
  }
}

Erklärung

  • while(1): Erzeugt eine Endlosschleife.
  • LED_off(): Schaltet die LED aus.
  • wait(0x1F0000): Ruft die Wartefunktion auf.
  • LED_on(): Schaltet die LED ein.

Mit int main (void) erstellen wir das Label, welches von sysinit aufgerufen wird. Die Endlosschleife while(1) bedeutet, dass der Code innerhalb der Schleife fortlaufend ausgeführt wird. LED_off(), wait(), LED_on() und erneut wait() wiederholen den Zyklus unendlich.

LED-Steuerungsfunktionen

Auf dem Raspberry Pi 4 können wir auf die GPIO-PINs direkt zugreifen, die für die Kommunikation mit der Außenwelt verwendet werden. Da eine PIN mit einer fest eingebauten LED verbunden ist, können wir auf externe Hardware verzichten.

Zugriff auf die GPIO-Pins

Der Raspberry Pi 4 hat 40 GPIO-Pins, von denen 26 als Ausgang oder Eingang programmiert werden können. Zusätzlich gibt es interne GPIO-Adressen, die per Programmierschnittstelle programmiert werden können. Eine davon ist die grüne LED, die über den Port 42 angesteuert wird.

Konfiguration des GPIO-Registers

Um die LED zu steuern, müssen wir das Register GPFSEL verwenden. Das Register GPFSEL4 ist für GPIO-Adresse 42 zuständig und jede GPIO-Adresse wird durch 3 Bits konfiguriert:

Status des GPIO-Registers
000 PIN ist ein Eingang
001 PIN ist ein Ausgang
100 PIN hat die alternative Funktion 0
101 PIN hat die alternative Funktion 1
110 PIN hat die alternative Funktion 2
111 PIN hat die alternative Funktion 3
011 PIN hat die alternative Funktion 4
010 PIN hat die alternative Funktion 5

Funktion zur Konfiguration von GPIO-Pins (SetGPIOFunction)

void SetGPIOFunction(u32 Pin, u32 Function)
{
  u32 GPSEL = GPIO_GPFSEL0;
  while (Pin >= 10)
  {
    Pin -= 10;
    GPSEL += 4;
  }
  Pin *= 3;
  Function <<= Pin;
  u32 mask = 0b111 << Pin;
  mask = ~mask; // Bitweise negieren

  u32 sel = read32(GPSEL);
  sel &= mask;
  sel |= Function;
  write32(GPSEL, sel);
}
Erklärung

Diese Funktion bestimmt das richtige GPFSEL-Register und setzt die entsprechende Funktion für den Pin. Zunächst wird die Basis-Adresse für GPIO_GPFSEL0 geladen, und durch eine Schleife die richtige Registeradresse und Pin-Position ermittelt. Der Inhalt des Registers wird gelesen, die entsprechenden Bits gelöscht und mit der neuen Funktion überschrieben.

Funktionen zur Steuerung der LED (LED_on, LED_off)

void LED_on(void)
{
  u32 LED_Pin = 42;
  SetGPIOFunction(LED_Pin, GPIO_output);

  u32 GPSET = GPIO_GPSET0;
  if (LED_Pin > 31)
  {
    GPSET += 4;
    LED_Pin -= 32;
  }
  write32(GPSET, 1 << LED_Pin);
}

void LED_off(void)
{
  u32 LED_Pin = 42;
  SetGPIOFunction(LED_Pin, GPIO_output);

  u32 GPCLR = GPIO_GPCLR0;
  if (LED_Pin > 31)
  {
    GPCLR += 4;
    LED_Pin -= 32;
  }
  write32(GPCLR, 1 << LED_Pin);
}

Erklärung

Wir erstellen zwei Funktionen, LED_on und LED_off, um die LED ein- und auszuschalten. Beide Funktionen setzen den entsprechenden Pin (42) auf "Output", ermitteln das richtige GPSET oder GPCLR-Register und setzen bzw. löschen das entsprechende Bit, um die LED zu steuern.

Basiskonfigurationsdatei base.h

Die Datei base.h enthält Basisadressen für den Raspberry Pi:

//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// base.h
//

#ifndef _base_h
#define _base_h

#define RPI_BASE 0xFE000000

// General Purpose I/O (GPIO)                 
#define GPIO_BASE                           (RPI_BASE + 0x200000)
#define GPIO_GPFSEL0                        (GPIO_BASE + 0x00) // GPIO Function Select 0        
#define GPIO_GPFSEL1                        (GPIO_BASE + 0x04) // GPIO Function Select 1        
#define GPIO_GPFSEL2                        (GPIO_BASE + 0x08) // GPIO Function Select 2        
#define GPIO_GPFSEL3                        (GPIO_BASE + 0x0c) // GPIO Function Select 3        
#define GPIO_GPFSEL4                        (GPIO_BASE + 0x10) // GPIO Function Select 4        
#define GPIO_GPFSEL5                        (GPIO_BASE + 0x14) // GPIO Function Select 5        
#define GPIO_GPSET0                         (GPIO_BASE + 0x1c) // GPIO Pin Output Set 0       
#define GPIO_GPSET1                         (GPIO_BASE + 0x20) // GPIO Pin Output Set 1       
#define GPIO_GPCLR0                         (GPIO_BASE + 0x28) // GPIO Pin Output Clear 0       
#define GPIO_GPCLR1                         (GPIO_BASE + 0x2c) // GPIO Pin Output Clear 1       
#define GPIO_GPLEV0                         (GPIO_BASE + 0x34) // GPIO Pin Level 0        
#define GPIO_GPLEV1                         (GPIO_BASE + 0x38) // GPIO Pin Level 1        
#define GPIO_GPEDS0                         (GPIO_BASE + 0x40) // GPIO Pin Event Detect Status 0      
#define GPIO_GPEDS1                         (GPIO_BASE + 0x44) // GPIO Pin Event Detect Status 1      
#define GPIO_GPREN0                         (GPIO_BASE + 0x4c) // GPIO Pin Rising Edge Detect Enable 0     
#define GPIO_GPREN1                         (GPIO_BASE + 0x50) // GPIO Pin Rising Edge Detect Enable 1     
#define GPIO_GPFEN0                         (GPIO_BASE + 0x58) // GPIO Pin Falling Edge Detect Enable 0     
#define GPIO_GPFEN1                         (GPIO_BASE + 0x5c) // GPIO Pin Falling Edge Detect Enable 1     
#define GPIO_GPHEN0                         (GPIO_BASE + 0x64) // GPIO Pin High Detect Enable 0      
#define GPIO_GPHEN1                         (GPIO_BASE + 0x68) // GPIO Pin High Detect Enable 1      
#define GPIO_GPLEN0                         (GPIO_BASE + 0x70) // GPIO Pin Low Detect Enable 0      
#define GPIO_GPLEN1                         (GPIO_BASE + 0x74) // GPIO Pin Low Detect Enable 1      
#define GPIO_GPAREN0                        (GPIO_BASE + 0x7c) // GPIO Pin Async. Rising Edge Detect 0     
#define GPIO_GPAREN1                        (GPIO_BASE + 0x80) // GPIO Pin Async. Rising Edge Detect 1     
#define GPIO_GPAFEN0                        (GPIO_BASE + 0x88) // GPIO Pin Async. Falling Edge Detect 0     
#define GPIO_GPAFEN1                        (GPIO_BASE + 0x8c) // GPIO Pin Async. Falling Edge Detect 1     
#define GPIO_GPIO_PUP_PDN_CNTRL_REG0        (GPIO_BASE + 0xe4) // GPIO Pull-up / Pull-down Register 0      
#define GPIO_GPIO_PUP_PDN_CNTRL_REG1        (GPIO_BASE + 0xe8) // GPIO Pull-up / Pull-down Register 1      
#define GPIO_GPIO_PUP_PDN_CNTRL_REG2        (GPIO_BASE + 0xec) // GPIO Pull-up / Pull-down Register 2      
#define GPIO_GPIO_PUP_PDN_CNTRL_REG3        (GPIO_BASE + 0xf0) // GPIO Pull-up / Pull-down Register 3      
// Information from BCM2835 ARM Peripherals                 
#define GPIO_GPPUD                          (GPIO_BASE + 0x94) // GPIO Pin Pull-up/down Enable        
#define GPIO_GPPUDCLK0                      (GPIO_BASE + 0x98) // GPIO Pin Pull-up/down Enable Clock 0      
#define GPIO_GPPUDCLK1                      (GPIO_BASE + 0x9c) // GPIO Pin Pull-up/down Enable Clock 1      

#endif

Erklärung

In dieser Header-Datei wurden alle Funktionen (Adressen) definiert, die GPIO betreffen. Diese Datei wird im Verlauf unseres Kurses kontinuierlich erweitert; aktuell benötigen wir jedoch nur die Daten für unsere LED.

Mit #define RPI_BASE 0xFE000000 legen wir die Basisadresse der Peripheriegeräte fest. Dies dient als Grundlage für alle anderen Geräte, die wir verwenden. #define GPIO_BASE (RPI_BASE + 0x200000) legt die Basisadresse des GPIO fest.

read32 und write32

Diese zwei Funktionen ermöglichen direkten Zugriff auf den Speicher des Raspberry Pi 4. Wir definieren diese Funktionen in Assembler, um einfacher auf die Hardware zugreifen zu können.

//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// util.S
//

.globl write32
write32:
  stp x29, x30, [sp, -16]!
  mov x29, sp
  str w1, [x0]
  ldp x29, x30, [sp], 16
  ret

.globl read32
read32:
  stp x29, x30, [sp, -16]!
  mov x29, sp
  ldr w0, [x0]
  ldp x29, x30, [sp], 16
  ret

Speichern Sie die Datei als util.S.

Erklärung

write32 nutzt die Zeile str w1,[x0] (store), um den zweiten Wert an die Adresse des ersten Wertes zu schreiben. read32 nutzt die Zeile ldr w0,[x0] (load), um den Wert an der übergebenen Adresse zu laden und zurückzugeben.

Damit C weiß, welche Werte hier erwartet werden, müssen wir in einer Header-Datei festlegen, was wir erwarten:

//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// util.h
//

#ifndef _ms_util_h
#define _ms_util_h

#include "types.h"

void write32(u32 a, u32 b);
u32 read32(u32 a);

#endif

Wartefunktion wait

Zuletzt erstellen wir die Datei time.c für die Wartefunktion:

//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// time.c
//

#include "types.h"

void wait(u32 zyklen) 
{
  volatile u32 i;
  for (i = 0; i < zyklen; i++) 
  {
    // Leere Schleife zur Verzögerung
  }
}

Erklärung

volatile u32 i: Erzeugt die Variable i. Durch volatile wird die Schleife bei der Code-Optimierung nicht optimiert. for (i = 0; i < zyklen; i++): Erzeugt eine Schleife und zählt i hoch, solange i kleiner als zyklen ist. {...}: Leere Schleife zur Verzögerung.

Weitere Header-Dateien

In C werden Funktionen häufig in Header-Dateien (mit der Endung .h) deklariert, bevor sie in den eigentlichen Quellcodedateien (mit der Endung .c) definiert werden. Dies hat mehrere wichtige Gründe:

  • Modularität und Wiederverwendbarkeit: Header-Dateien ermöglichen es, den Code in verschiedene Module zu unterteilen. Dadurch können Funktionen und Datenstrukturen in mehreren Quellcodedateien wiederverwendet werden, ohne den Code duplizieren zu müssen.
  • Trennung von Deklaration und Definition: Die Deklaration einer Funktion in einer Header-Datei informiert den Compiler über die Existenz und das Interface der Funktion (Name, Rückgabewert, Parameter), ohne den vollständigen Funktionscode zur Verfügung zu stellen. Die Definition, die den eigentlichen Code enthält, befindet sich in der entsprechenden .c-Datei. Dies unterstützt das Prinzip der Informationsverbergung (Encapsulation), indem es die Implementierungsdetails von der Schnittstelle trennt.
  • Vermeidung von Mehrfachdeklarationen: Durch das Einfügen der Header-Datei in mehrere Quellcodedateien (#include "header.h") wird sichergestellt, dass alle Quellcodedateien die gleichen Funktionsdeklarationen verwenden. Dies verhindert Fehler durch inkonsistente Deklarationen.
  • Erleichterung der Wartung: Änderungen an der Funktionsdeklaration (z.B. Änderung der Parameter) müssen nur in der Header-Datei vorgenommen werden. Alle Quellcodedateien, die diese Header-Datei einbinden, verwenden automatisch die aktualisierte Deklaration.
  • Kompilierung und Linken: Während des Kompilierens überprüft der Compiler die Header-Dateien, um sicherzustellen, dass die Funktionsaufrufe korrekt sind. Beim Linken werden dann die tatsächlichen Funktionsdefinitionen aus den Quellcodedateien zusammengeführt. Dies ermöglicht es auch, große Projekte effizient zu kompilieren, indem nur die geänderten Dateien neu kompiliert werden müssen, während die unveränderten Dateien aus der letzten Kompilierung wiederverwendet werden können.
  • Interne und Externe Sichtbarkeit: Header-Dateien können genutzt werden, um die Sichtbarkeit von Funktionen und Variablen zu steuern. Funktionen, die in einer Header-Datei deklariert sind, sind für alle Quellcodedateien sichtbar, die diese Header-Datei einbinden. Funktionen, die nur in der Quellcodedatei definiert sind, sind dagegen nur in dieser Datei sichtbar (statische Funktionen).

In unserem Code fehlen nun noch drei Header-Dateien: led.h, time.h und types.h.

Die led.h

//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// led.h
//

#ifndef _ms_led_h
#define _ms_led_h

#include "types.h"

#define GPIO_input  0b000      // Input
#define GPIO_output 0b001      // Output
#define GPIO_alt0   0b100      // Alternate function 0
#define GPIO_alt1   0b101      // Alternate function 1
#define GPIO_alt2   0b110      // Alternate function 2
#define GPIO_alt3   0b111      // Alternate function 3
#define GPIO_alt4   0b011      // Alternate function 4
#define GPIO_alt5   0b010      // Alternate function 5

#define GPPUD_OFF    0b00      // Pull-up/down disable

void LED_off(void);
void LED_on(void);
void SetGPIOFunction(u32 Pin, u32 Function);

#endif

Erklärung

Diese Header-Datei definiert die Funktionsaufrufe LED_off, LED_on und SetGPIOFunction. Die Funktionsaufrufe LED_off und LED_on erwarten keine Parameter und geben keine Parameter zurück, was durch das Schlüsselwort void erkennbar ist. SetGPIOFunction erwartet den PIN und die Funktion als u32-Wert.

Die time.h

//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// time.h
//

#ifndef _ms_time_h
#define _ms_time_h

#include "types.h"

void wait(u32 zyklen);

#endif

Erklärung

Hier wird der Funktionsaufruf wait definiert. Diese Funktion gibt keinen Wert zurück, erwartet aber einen u32-Wert als Parameter. Der Typ u32 wird im nächsten Header types.h definiert. Deswegen wurde diese Datei inkludiert, damit der Compiler weiß, was u32 bedeutet.

Die types.h

//
// The LED program for RPI4
// 20.02.2025 www.satyria.de
//
// types.h
//

#ifndef _ms_types_h
#define _ms_types_h

typedef unsigned char   u8;
typedef unsigned short  u16;
typedef unsigned int    u32;

typedef signed char     s8;
typedef signed short    s16;
typedef signed int      s32;

typedef unsigned long   u64;
typedef signed long     s64;

typedef long            intptr;
typedef unsigned long   uintptr;

typedef unsigned long   size_t;
typedef long            ssize_t;

typedef char            boolean;

#define ALIGN(n)  __attribute__((aligned (n)))

#define FALSE     0
#define TRUE      1

#endif

Erklärung

Der Header types.h definiert verschiedene Datentypen und einige Makros, die in einem C-Programm verwendet werden können:

  • Typdefinitionen:
    • Unsigned Types:
      • u8: ein Alias für unsigned char (8-Bit)
      • u16: ein Alias für unsigned short (16-Bit)
      • u32: ein Alias für unsigned int (32-Bit)
      • u64: ein Alias für unsigned long (64-Bit)
    • Signed Types:
      • s8: ein Alias für signed char (8-Bit)
      • s16: ein Alias für signed short (16-Bit)
      • s32: ein Alias für signed int (32-Bit)
      • s64: ein Alias für signed long (64-Bit)
    • Pointer Types:
      • intptr: ein Alias für long, um einen Integer zu speichern, der groß genug ist, um einen Zeiger zu halten
      • uintptr: ein Alias für unsigned long, für einen unsigned Integer, der groß genug ist, um einen Zeiger zu halten
    • Size Types:
      • size_t: ein Alias für unsigned long, typischerweise verwendet für die Größe von Objekten
      • ssize_t: ein Alias für long, typischerweise verwendet für signierte Größenangaben
    • Boolean Type:
      • Ein neuer Typ boolean als Alias für char
  • Makros für Alignment:
    • ALIGN(n): ein Makro, das das GCC-spezifische __attribute__((aligned(n))) verwendet, um die Ausrichtung eines Datentyps auf n Bytes zu erzwingen
  • Boolean Values:
    • FALSE und TRUE werden als 0 und 1 definiert

Zusammengefasst definiert dieser Header eine Reihe von neuen Typen und Makros, die die Lesbarkeit und Portabilität des Codes verbessern, indem sie standardisierte Namen und Werte bereitstellen.

Kompilieren und Ausführen

Wechseln Sie in das Verzeichnis LED und kompilieren Sie das Programm mit dem Befehl make. Wenn alles erfolgreich war, erhalten Sie eine Datei kernel8.img, die auf eine SD-Karte kopiert und im Raspberry Pi verwendet wird. Schalten Sie den Raspberry Pi ein, und die LED sollte blinken.

Sie können den Source-Code als ZIP-Datei mit folgendem Link herunterladen: https://www.satyria.de/arm/sources/RPI4/C/2.zip


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