Interrupts (PI4): Unterschied zwischen den Versionen

Aus C und Assembler mit Raspberry
 
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Interrupts sind Signale, die den normalen Ablauf eines Prozessors unterbrechen, um spezielle Routineabläufe auszuführen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Steuerung und Kommunikation in Echtzeitsystemen und bei der Handhabung von Hardware-Ereignissen.
== Interrupts auf dem Raspberry Pi 4 (Bare Metal) ==


== Definition von Interrupts ==
Interrupts sind Signale, die den normalen Ablauf des Prozessors unterbrechen, um auf bestimmte Ereignisse zu reagieren. Sie sind besonders wichtig in Echtzeitsystemen und bei der Steuerung von Hardware – zum Beispiel, wenn ein Timer abläuft oder eine Taste gedrückt wird.


Ein Interrupt ist ein Signal, das den CPU dazu veranlasst, den aktuell ausgeführten Befehlssatz zu unterbrechen und eine Interrupt Service Routine (ISR) oder Interrupt-Handler auszuführen.
In diesem Kapitel lernst du, wie Interrupts auf dem Raspberry Pi 4 im Bare-Metal-Modus funktionieren und wie du sie sicher einrichten kannst.


== Auslöser für Interrupts ==
== Was ist ein Interrupt? ==


Interrupts können durch verschiedene Ereignisse ausgelöst werden:
Ein '''Interrupt''' (zu Deutsch: „Unterbrechung“) ist ein Signal, das den Prozessor dazu bringt, den gerade laufenden Code kurz zu pausieren. Stattdessen führt er eine spezielle Funktion aus – den sogenannten '''Interrupt-Handler''' (auch ''Interrupt Service Routine'', kurz ISR).


=== Externe Hardware-Ereignisse ===
Sobald der Handler fertig ist, kehrt der Prozessor an die Stelle zurück, an der er unterbrochen wurde, und arbeitet dort weiter.


* Tastatureingaben: Wenn eine Taste gedrückt wird.
== Wann treten Interrupts auf? ==
* Mausbewegungen: Wenn die Maus bewegt wird oder eine Taste gedrückt wird.
* Timer: Timer können so konfiguriert werden, dass sie periodische Interrupts auslösen.


=== Interne Hardware-Ereignisse ===
Interrupts können durch verschiedene Ereignisse ausgelöst werden:


* Peripheriegeräte: Ereignisse von Geräten wie Netzwerkadaptern, Festplatten, usw.
* '''Externe Hardware''':
* Signale von Sensoren: Daten von Temperatursensoren, Beschleunigungssensoren, usw.
  Zum Beispiel: Tastatur, Maus, Timer, GPIO-Pins.
* '''Interne Geräte''':
  Netzwerkadapter, Speichercontroller, Sensoren (Temperatur, Beschleunigung).
* '''Software-Ereignisse''': 
  Systemaufrufe (z. B. svc-Befehl) oder Fehler wie Division durch Null.


=== Betriebssystem-Ereignisse ===
== Arten von Interrupts ==


* Systemaufrufe: Bestimmte Anfragen von Software an das Betriebssystem.
Es gibt zwei wichtige Arten:
* Fehlermeldungen: Wenn Fehler wie Division durch Null oder Speicherzugriffsfehler auftreten.


== Typen von Interrupts ==
* '''Maskierbare Interrupts (IRQ)''': 
  Diese können vom Prozessor vorübergehend '''ausgeschaltet''' werden. Die meisten Interrupts (z. B. von Timern oder GPIO) sind IRQs.


Interrupts können auch kategorisiert werden in:
* '''Nicht maskierbare Interrupts (NMI)''': 
  Diese '''können nicht ignoriert''' werden und haben höchste Priorität. Sie werden nur bei kritischen Fehlern oder Systemereignissen verwendet.


* Maskierbare Interrupts: Diese können vom CPU vorübergehend ignoriert oder maskiert werden.
== Betriebsmodi und Interrupts (ARMv8) ==
* Nicht maskierbare Interrupts (NMI): Diese können nicht ignoriert werden und haben höchste Priorität.


== Betriebsmodi und Interrupts ==
Der Raspberry Pi 4 nutzt einen '''ARM Cortex-A72'''-Prozessor mit 64-Bit-Architektur (AArch64). ARM unterscheidet verschiedene '''Exception Levels (EL)''':


Der ARM-Cortex-A72-Prozessor, der im Raspberry Pi 4 verwendet wird, unterstützt verschiedene Ebenen und Modi, die sich auf das Verhalten von Interrupts auswirken können:
* '''EL0''': Anwendungen (wenig Rechte) 
* '''EL1''': Betriebssystem oder Bare-Metal-Kernel (hohe Rechte) 
* '''EL2''': Hypervisor (z. B. für Virtualisierung) 
* '''EL3''': Firmware (höchste Rechte)


=== Interrupt Enable Stufe (EL1 und niedrigere Ebenen) ===
'''Wichtig''': Interrupts können nur in EL1 oder höher korrekt behandelt werden. Beim Start landet der Pi meist in '''EL2''', daher müssen wir in '''EL1''' wechseln.


Der Prozessor muss sich in einem Modus befinden, in dem Interrupts erlaubt sind (EL1 oder niedriger). Dies bedeutet, dass die globalen Interrupts nicht deaktiviert sein dürfen. Dies wird durch das Setzen bestimmter Bits im Program Status Register (PSTATE) kontrolliert.
== Interrupts aktivieren: Die DAIF-Flags ==


=== DAIF-Flags (erlauben Interrupts) ===
Ob Interrupts erlaubt sind, wird über das '''DAIF-Register''' gesteuert. Es enthält vier Flags:


{| class="wikitable"
{| class="wikitable"
| D || Debug-Exceptions
! Flag
! Bedeutung
|-
|-
| A || SError-Interrupts
| D
| Debug-Exceptions sperren
|-
|-
| I || IRQ-Interrupts
| A
| Asynchrone Fehler (SError)
|-
|-
| F || FIQ-Interrupts
| I
| Normale Interrupts (IRQ)
|-
| F
| Schnelle Interrupts (FIQ)
|}
|}


Diese Flags können im DAIF-Register eingestellt werden. Um IRQ-Interrupts zu ermöglich, sollte das I-Flag gelöscht werden.
Wenn ein Flag '''gesetzt''' ist (1), ist der entsprechende Interrupt '''gesperrt'''.
== Wichtige Befehle und Register ==
Um '''IRQs zu erlauben''', muss das '''I-Flag gelöscht''' werden (also auf 0 gesetzt).


Hier ein Überblick über die relevanten Register und Befehle:
=== Beispiel: IRQ-Interrupts aktivieren ===


Programmstatusregister (PSTATE): Kontrolliert u.a. die globalen Interrupts.
<source lang="armasm">
 
=== Beispiel (ARM-Assembly) zur Aktivierung von Interrupts ===
 
Folgender Code zeigt, wie man die IRQ-Interrupts explizit zulässt:
<syntaxhighlight lang="asm">
.global enable_interrupts
.global enable_interrupts
enable_interrupts:
enable_interrupts:
     mrs x0, DAIF           // DAIF Register lesen
     mrs x0, DAIF       // Lese aktuelle DAIF-Werte
     bic x0, x0, #(1<<7)   // IRQ-Freigabe (Setze I-Flag auf 0)
     bic x0, x0, #(1<<7) // I-Flag löschen (Bit 7)
     msr DAIF, x0           // DAIF Register zurückschreiben
     msr DAIF, x0       // Zurückschreiben → IRQs freigegeben
     ret
     ret
</syntaxhighlight>
</source>
 
== Interrupts mit dem Raspberry 4 im 64-Bit-Modus ==
Wie bereits zuvor beschrieben, muss der Raspberry Pi 4 in einen bestimmten Level sein.
 
Wenn kein spezieller Berechtigungslevel im Bare-Metal-Kernel angegeben wurde und der Raspberry Pi 4 direkt nach dem Einschalten startet, hängt der anfängliche Berechtigungslevel davon ab, in welchem Modus der Prozessor von der Firmware initialisiert wurde.


''Beim Raspberry Pi ist der typische Ablauf wie folgt'':
'''Hinweis''': <code>bic</code> steht für „bit clear“. <code>(1<<7)</code> ist Bit 7 – das I-Flag im DAIF-Register.


Der Bootloader (z. B. der von der GPU initialisierte Bootcode) lädt die Firmware und deinen Kernel.
== Vorbereitung: Nur ein Kern aktivieren ==
Nach der Initialisierung durch die Firmware (häufig start.elf), wird die CPU in EL2 (Hypervisor Mode) gestartet, wenn kein spezieller Wechsel zu einem bestimmten Berechtigungslevel vorgegeben wird.


Damit für uns alles gut funktioniert, müssen wir in den Level 1. Zuvor müssen wir uns noch um die verschiedenen CPUs kümmern. Zur Zeit Laufen alle vier Kerne des ARM-Prozessors parallel.
Der Raspberry Pi 4 hat '''vier CPU-Kerne'''. Beim Start laufen '''alle gleichzeitig'''. Wenn wir nicht aufpassen, könnte jeder Kern versuchen, Interrupts zu bearbeiten – das führt zu Chaos.


== Umsetzung auf den Raspberry Pi 4 (64-Bit) ==
Daher: Wir erlauben nur '''Kern 0 (CPU0)''' weiterzulaufen. Die anderen Kerne legen wir „in den Schlaf“.
Bisher haben wir in unserem Boot-Code nicht viel geschrieben gehabt. Das einzige war, dass wir unsere Kernel-Stackpointer gesetzt haben und anschließend direkt in unseren Code gegangen sind.
 
Nun hat der Raspberry Pi 4 allerdings 4 Kerne, die unabhängig voneinander Programme ablaufen lassen können. Bei Interrupts, könnte das uns Probleme bereiten, wenn ein bestimmter Kern, den wir eigentlich nicht verwenden, eine Ausnahme verursacht. Dies könnte zu einem Chaotischen Zustand des Raspberrys führen. Damit dies nicht passiert, werden wir unseren Code nur noch auf der Haupt-CPU ausführen und die übrigen CPUs schlafen legen:


<syntaxhighlight lang="asm">
<syntaxhighlight lang="asm">
.section .init
.section .init
.global _start
.global _start
_start:
_start:
  mrs x1, mpidr_el1 //Lies den Inhalt des Systemregisters MPIDR_EL1 (Multiprocessor Affinity Register) und speichere ihn in Register x1.
    mrs x1, mpidr_el1   // Lese die Core-ID
  and x1, x1, #3
    and x1, x1, #3       // Extrahiere die unteren 2 Bits (0 bis 3)
  cbz x1, 2f
    cbz x1, core0        // Wenn ID = 0 → weiter auf Core0
1: // Core 1-3 schlafen legen
  wfe
  b 1b
2:
</syntaxhighlight>
Mit "mrs" lesen wir das Systemregister MPIDR_EL1 aus. Dies beinhaltet die Kennung des CPUs. Diese ID steht in den unteren 2 Bits und kann durch "and #3" herausextrahiert werden.
Mit "cbz" Sprung, wenn "NULL" wird die CPU0 verwendet, die hier an Label "2:" weiterspring. Alle anderen CPUs werden mit "wfe" schlafen gelegt und oder in die Dauerschleife "b 1b" versetzt.


Als nächstes prüfen wir das Level, um sicherzustellen, dass wir nicht schon bereits in EL1 sind.
core_sleep:
<syntaxhighlight lang="asm">
    wfe                  // Warte auf Ereignis (sleep)
  mrs x0, CurrentEL  //Überprüfen, ob bereits in EL1
    b core_sleep        // Dauerschleife
  cmp x0, #4
  beq 5f
</syntaxhighlight>
Auch hierfür gibt es ein Systemregister, in dem der Momentane Level steht. Mit "mrs" und "CurrentEL" können wir dieses Register lesen. Wenn hier der Wert 4 steht, sind wir bereits in EL1 und überspringen das Umschalten in Level1.
=== Wechsel von EL2 nach EL1 ===
<syntaxhighlight lang="asm">
//Wechsel von EL2 nach EL1
ldr x0, =EXCEPTION_STACK
msr sp_el1, x0
 
mrs x0, cnthctl_el2
orr x0, x0, #0x3
msr cnthctl_el2, x0
msr cntvoff_el2, xzr


mrs x0, midr_el1
core0:
mrs x1, mpidr_el1
    // Nur Core 0 kommt hierher
msr vpidr_el2, x0
msr vmpidr_el2, x1
 
mov x0, #0x33ff
msr cptr_el2, x0
msr hstr_el2, xzr
mov x0, #3 << 20
msr cpacr_el1, x0
 
mov x0, #(1 << 31)
msr hcr_el2, x0
 
mov x0, #0x0800
movk x0, #0x30d0, lsl #16
msr sctlr_el1, x0
 
mov x0, #0x3c4
msr spsr_el2, x0
adr x0, 5f
msr elr_el2, x0
eret
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


* ldr x0, =EXCEPTION_STACK: Die Adresse des Exception-Stacks wird geladen.
> '''Tipp''': <code>mpidr_el1</code> enthält die Core-ID.
* msr sp_el1, x0: Der Stack des EL1 (sp_el1) wird gesetzt.
> <code>wfe</code> (Wait For Event) hält den Kern ruhig, bis er geweckt wird.


Dann folgen verschiedene Register-Konfigurationen, welche die Timer-Funktionalität sowie die virtuelle CPU-Profilierung einrichten:
== In EL1 wechseln ==


* msr cnthctl_el2, x0 und msr cntvoff_el2, xzr: Timer-Konfiguration.
Wie gesagt: Interrupts gehören in '''EL1''', aber der Pi startet oft in '''EL2'''. Wir müssen also wechseln.
* msr vpidr_el2, x0 und msr vmpidr_el2, x1: Virtualisierungs-Konfiguration.


Weitere Einstellungen betreffen die Steuerregister und die HCR_EL2-Konfiguration:
=== Schritt 1: Prüfen, ob wir schon in EL1 sind ===


* msr cptr_el2, x0, msr hstr_el2, xzr: Steuerregister.
* msr hcr_el2, x0: Hypervisor Configuration Register (HCR_EL2) wird konfiguriert.
Schließlich wird der Systemsteuer-Register SCTLR_EL1 initialisiert und das SPSR_EL2 gesetzt:
* msr sctlr_el1, x0: Einstellung des System Control Register im EL1.
* msr spsr_el2, x0: Setzen des Saved Program Status Register, damit eret weiß, wohin er springen muss.
Mit eret erfolgt der eigentliche Wechsel auf Exception Level 1:
* eret: Return from exception und Wechsel auf EL1.
=== Initialisierung im EL1 ===
<syntaxhighlight lang="asm">
<syntaxhighlight lang="asm">
5:
     mrs x0, CurrentEL    // Lese aktuelles Exception Level
  ldr x1,=_start
     cmp x0, #8          // EL1 hat Wert 8
  mov sp,x1 // Stack setzen
     beq switch_to_el1   // Wenn EL1, direkt weiter
 
// BSS section reinigen
  ldr     x1, =__bss_start    // Start address
  ldr     w2, =__bss_size      // Size of the section
3:
  cbz    w2, 4f              // Quit loop if zero
  str    xzr, [x1], #8
  sub     w2, w2, #1
  cbnz   w2, 3b              // Loop if non-zero
 
// springe in die SystemInitierung
4:
  bl sysinit
// Falls man zurückkommt, in die Dauerschleife
  b 1b
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


* ldr x1,=_start: Lade die Startadresse.
> <code>CurrentEL</code> gibt z. B. <code>8</code> für EL1. Der Wert ist <code>ELn << 2</code>.
* mov sp,x1: Setzen des Stack-Pointers an die Startadresse.
> Also: EL1 = 8, EL2 = 16.


Reinigung der BSS-Sektion (__bss_start bis __bss_size) um sicherzustellen, dass alle uninitialisierten Daten null sind.
=== Schritt 2: Wechsel von EL2 nach EL1 ===


=== Warum wird der Wechsel durchgeführt? ===
<syntaxhighlight lang="asm">
    ldr x0, =EXCEPTION_STACK    // Lade Stack für EL1
    msr sp_el1, x0              // Setze Stackpointer für EL1


Der Wechsel von EL2 zu EL1 wird durchgeführt, um vom Hypervisor-Modus in den normalen Betriebsmodus des Systems zu wechseln. EL2 ist für Virtualisierung und Hypervisor-Funktionen reserviert, während EL1 für das OS oder Bare-Metal-Anwendungen wie hier vorgesehen ist. EL1 bietet die notwendige Kontrolle und Privilegien für die Initialisierung und den Betrieb des Systems. Der Hypervisor (EL2) wird meist nur zu Beginn für Konfigurationen benötigt oder bei niedriger privilegierten OS-Schichten.
    ldr x0, =VectorTable        // Adresse der Vektortabelle
    msr vbar_el2, x0            // VBAR_EL2 zeigt auf Tabelle


= Vektortabelle =
    // Timer-Einstellungen
    mrs x0, cnthctl_el2
    orr x0, x0, #0x3
    msr cnthctl_el2, x0
    msr cntvoff_el2, xzr


Wie im Code zuvor ersichtlich, wird dem Prozessor ein Zeiger auf eine Vektortabelle übergeben. Diese benötigt der Prozessor, um zu sehen, was er machen soll, wenn bestimmte Ausnahmen (Exceptions), wie bereits beschrieben, bei der Ausführung entstehen.
    // Virtualisierung deaktivieren
    mov x0, #0x33ff
    msr cptr_el2, x0
    msr hstr_el2, xzr


== Struktur einer Vektortabelle ==
    mov x0, #(1 << 31)
    msr hcr_el2, x0


Die ARMv8-Architektur, die im Raspberry Pi 4 verwendet wird, verfügt über eine spezielle Vektortabelle für verschiedene Arten von Ausnahmen. Die Tabelle enthält Adressen für die folgenden Ausnahmen:
    // CPACR_EL1 für Gleitkomma
    mov x0, #3 << 20
    msr cpacr_el1, x0


* Synchronous Exception - Lower Level
    // Systemsteuerregister EL1
* IRQ (Normal Interrupt) - Lower Level
    mov x0, #0x0800
* FIQ (Fast Interrupt) - Lower Level
    movk x0, #0x30d0, lsl #16
* SError (System Error) - Lower Level
    msr sctlr_el1, x0
* Synchronous Exception - Current Level
* IRQ (Normal Interrupt) - Current Level
* FIQ (Fast Interrupt) - Current Level
* SError (System Error) - Current Level


Zusätzlich muss man beachten, dass der Prozessor theoretisch im AArch64 und im AArch32 Modus befinden kann.
    // SPSR für Rücksprung nach EL1
    mov x0, #0x3c4
    msr spsr_el2, x0


== Beispiel einer Vektortabelle ==
    adr x0, el1_return
    msr elr_el2, x0


Hier ist ein Beispiel, wie eine Vektortabelle für EL1 aussehen könnte:
     eret   // Wechsel nach EL1
<syntaxhighlight lang="asm">
.align 11
.globl VectorTable
VectorTable:
// Vektoren für EL1t (Current Exception Level SP_el0)
    b sync_exception_el1t    // Synchronous Exception
    b irq_handler_el1t        // IRQ - Normal Interrupt
    b fiq_handler_el1t        // FIQ - Fast Interrupt
    b serror_handler_el1t    // SError - System Error
// Vektoren für EL1h (Current Exception Level SP_el1)
    b sync_exception_el1h    // Synchronous Exception
    b irq_handler_el1h        // IRQ - Normal Interrupt
    b fiq_handler_el1h        // FIQ - Fast Interrupt
    b serror_handler_el1h    // SError - System Error
// Vektoren für EL0 64-bit Modus
    b sync_invalid_el0_64    // Synchronous EL0 (64-bit)
    b irq_invalid_el0_64      // IRQ EL0 (64-bit)
    b fiq_invalid_el0_64      // FIQ EL0 (64-bit)
     b error_invalid_el0_64   // Error EL0 (64-bit)
// Vektoren für EL0 32-bit Modus
    b sync_invalid_el0_32    // Synchronous EL0 (32-bit)
    b irq_invalid_el0_32      // IRQ EL0 (32-bit)
    b fiq_invalid_el0_32      // FIQ EL0 (32-bit)
    b error_invalid_el0_32    // Error EL0 (32-bit)
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>
Erläuterungen zu den Einträgen:
* sync_invalid_*: Diese Handler werden für synchrone Ausnahmen verwendet, wie z.B. system calls oder undefinierte Instruktionen.
* irq_invalid_*: Diese Handler werden für normale Interrupt-Anfragen verwendet.
* fiq_invalid_*: Diese Handler werden für schnelle Interrupt-Anfragen verwendet.
* error_invalid_*: Diese Handler werden für Systemfehler verwendet.


> Nach <code>eret</code> springt der Prozessor zu <code>el1_return</code> – aber jetzt in EL1.


== Wichtige Punkte zur Vektortabelle ==
== Initialisierung in EL1 ==
* Ausrichtung: Die Vektortabelle muss auf eine bestimmte Weise ausgerichtet sein, typischerweise 2^11 Byte (2048 Byte, align 11), um den Anforderungen des ARM-Prozessors zu entsprechen.
* Reihenfolge: Die Reihenfolge der Einträge ist fix und muss den Spezifikationen entsprechend sein. Jeder Vektor muss die korrekte Entsprechung der Ausnahme-Adressen haben.
* Handlers: Jeder Eintrag in der Vektortabelle verweist auf einen spezifischen Handler für jede Art von Ausnahme.


Nach dem Wechsel:


<syntaxhighlight lang="asm">
el1_return:
switch_to_el1:
    ldr x1, =_start
    mov sp, x1                  // Stack setzen
    ldr x0, =VectorTable
    msr vbar_el1, x0            // Vektortabelle für EL1 aktivieren


Um zu verhindern, dass während der Bearbeitung einer Ausnahme (Interrupt Handling) eine weitere Ausnahme auftritt und zu unerwünschten Zuständen führt, gibt es mehrere Mechanismen, die verwendet werden können. Diese Mechanismen beinhalten das Maskieren von Interrupts, das Setzen von Flags und das Sicherstellen einer richtigen Reihenfolge und Priorität von Ausnahmebehandlungen.
    // BSS-Segment löschen (uninitialisierte Daten auf 0 setzen)
    ldr x1, =__bss_start
    ldr w2, =__bss_size
clean_bss_loop:
    cbz w2, bss_clean_done
    str xzr, [x1], #8
    sub w2, w2, #1
    cbnz w2, clean_bss_loop
bss_clean_done:


Mechanismen zur Verhinderung von Ausnahmen während der Ausnahmebehandlung
    b main                      // Starte Hauptprogramm
</syntaxhighlight>


Maskieren von Interrupts:
== Die Vektortabelle ==


Beim Eintritt in einen Ausnahme-Handler kannst du alle weiteren Interrupts maskieren. Dies bedeutet, dass andere Interrupts so lange blockiert werden, bis der aktuelle Handler vollständig abgeschlossen ist.
Die '''Vektortabelle''' sagt dem Prozessor, welche Funktion er bei einem Interrupt aufrufen soll. Sie enthält eine Liste von Sprüngen („Vectors“) für verschiedene Ausnahmetypen.
Die ARM-Architektur stellt dafür spezielle Register (DAIF, CPSR) zur Verfügung, mit denen Interrupts individuell oder global maskiert werden können.


DAIF-Register:
=== Aufbau der Tabelle (ARMv8) ===


Das DAIF-Register enthält Flags, um Debug-, SError-, IRQ- und FIQ-Interrupts zu maskieren.
Jeder Eintrag behandelt einen bestimmten Typ:
Um alle Interrupts zu maskieren, wird das DAIF-Register mit den entsprechenden Bits gesetzt.
Beispielcode für das Maskieren von Interrupts in einem Ausnahme-Handler
.global exception_handler


exception_handler:
* '''Synchronous''': Fehler oder Systemaufrufe
    // Maskiere alle Interrupts
* '''IRQ''': Normaler Interrupt
    MRS x0, DAIF      // Lese DAIF Register
* '''FIQ''': Schneller Interrupt (höhere Priorität)
    ORR x0, x0, #0x3C0 // Setze die Bits zum Maskieren: D, A, I, F
* '''SError''': Systemfehler (z. B. Speicherfehler)
    MSR DAIF, x0      // Schreibe zurück zum DAIF Register


    // Ausgangszustände retten
Und jeweils für:
    PUSH {x0-x30, lr}
* Aktuelles Exception Level (z. B. EL1h)
* Niedrigeres Level (z. B. EL0)


    // Handler Code hier
=== Beispiel: Vektortabelle für EL1 ===


     // Ausgangszustände wiederherstellen
<syntaxhighlight lang="asm">
     POP {x0-x30, lr}
.align 11                    // Muss auf 2048-Byte-Grenze
.globl VectorTable
VectorTable:
     // EL1 mit SP_EL0 (Benutzermodus)
    .align 7
     b sync_exception_el1t
    .align 7
    b irq_handler_el1t
    .align 7
    b fiq_handler_el1t
    .align 7
    b serror_handler_el1t


     // Entmaske alle Interrupts
     // EL1 mit SP_EL1 (Kernelmodus)
     MRS x0, DAIF      // Lese DAIF Register
     .align 7
     BIC x0, x0, #0x3C0 // Lösche die Bits zum Entmaskieren: D, A, I, F
     b sync_exception_el1h
     MSR DAIF, x0      // Schreibe zurück zum DAIF Register
     .align 7
    b irq_handler_el1h
    .align 7
    b fiq_handler_el1h
    .align 7
    b serror_handler_el1h


     RET
     // EL0 64-Bit (ungültig – nicht erlaubt)
    .align 7
    b sync_invalid_el0_64
    .align 7
    b irq_invalid_el0_64
    .align 7
    b fiq_invalid_el0_64
    .align 7
    b error_invalid_el0_64


Schritt-für-Schritt Erklärung
    // EL0 32-Bit (ebenfalls ungültig)
    .align 7
    b sync_invalid_el0_32
    .align 7
    b irq_invalid_el0_32
    .align 7
    b fiq_invalid_el0_32
    .align 7
    b error_invalid_el0_32
</syntaxhighlight>


Maskieren von Interrupts:
'''Hinweis''':
* <code>.align 11</code> = 2048 Bytes für die gesamte Tabelle
* <code>.align 7</code> = 128 Bytes pro Eintrag (Abstand zwischen Vektoren)


MRS x0, DAIF liest den aktuellen Zustand des DAIF-Registers und speichert ihn in x0.
== Ein Interrupt-Handler: Schritt für Schritt ==
ORR x0, x0, #0x3C0 setzt die Bits 8 (D), 9 (A), 6 (I), und 7 (F) auf 1, um Debug, SError, IRQ und FIQ Interrupts zu maskieren.
MSR DAIF, x0 schreibt den modifizierten Wert zurück in das DAIF-Register und maskiert somit alle diese Interrupts.


Ausführung des Handlers:
Hier ein Beispiel für einen '''IRQ-Handler''':


Speicherungen der Registersätze (x0-x30, lr), um das Rückkehren nach der Ausnahme sicherzustellen.
<syntaxhighlight lang="asm">
Ausführen der eigentlichen Ausnahmebehandlung.
irq_handler_el1t:
irq_handler_el1h:
    stp x29, x30, [sp, #-16]!      // x29/x30 sichern
    mrs x29, elr_el1                // Rückkehradresse sichern
    mrs x30, spsr_el1              // Statusregister sichern
    stp x29, x30, [sp, #-16]!


Wiederherstellen Ausgangszustände und Entmaske Interrupts:
    msr DAIFSet, #1                // FIQs sperren (nur für IRQ)


POP {x0-x30, lr} stellt die gespeicherten Register wieder her.
    // Alle Register sichern (inkl. Gleitkomma)
MRS x0, DAIF liest den aktuellen Zustand des DAIF-Registers.
    stp q0, q1, [sp, #-32]!
BIC x0, x0, #0x3C0 löscht die Bits 8 (D), 9 (A), 6 (I), und 7 (F), um die Interruptmaskierung aufzuheben.
    stp q2, q3, [sp, #-32]!
MSR DAIF, x0 schreibt den modifizierten Wert zurück in das DAIF-Register, um die Interrupts wieder zu erlauben.
    // ... bis q30, q31
Priority und Reihenfolge von Ausnahmen


Zusätzlich zum Maskieren von Interrupts können auch Priorisieren und die richtige Verwaltung der Reihenfolge helfen:
    stp x1, x2, [sp, #-16]!
    // ... bis x27, x28
    str x0, [sp, #-16]!


Priorisieren von Interrupts:
    bl InterruptHandler              // Aufruf der C-Funktion
Bestimmte Interrupts können kritisch und hoch-priorisierter sein, während andere niederpriorisiert behandelt werden.
Der interrupt controller kann verwendet werden, um Prioritäten der Interrupts zu verwalten.
Zusammenfassung


Interrupt-Maskierung und richtige Priorisierung sind die Schlüssel, um zu verhindern, dass während des Ausnahme-Handlings weitere Ausnahmen auftreten. Das Maskieren der Interrupts kann über das DAIF-Register erfolgen und sollte vor Austritt aus dem Ausnahme-Handler aufgehoben werden. Diese Mechanismen stellen sicher, dass die Ausnahmebehandlung ohne Störungen abgeschlossen werden kann.
    // Register wiederherstellen
    ldr x0, [sp], #16
    ldp x1, x2, [sp], #16
    // ... bis x27, x28


Ja, es gibt Unterschiede im Aufbau der Vektortabellen, insbesondere wenn verschiedene Betriebsmodi und Ausnahmelevel berücksichtigt werden. In der ARMv8-Architektur werden normalerweise 16 Einträge verwendet, um den verschiedenen Ausnahmebedingungen innerhalb der verschiedenen Exception Levels gerecht zu werden. Dies bezieht sich sowohl auf 64-Bit- als auch auf 32-Bit-Modi und auf die verschiedenen Zustände eines Exception Levels.
    ldp q0, q1, [sp], #32
    // ... bis q30, q31


Erklärung der 16 Einträge
    ldp x29, x30, [sp], #16         // elr_el1, spsr_el1
    msr elr_el1, x29
    msr spsr_el1, x30


Die ARMv8-Architektur teilt die Exception Level Vektortabelle in vier verschiedene Ausnahmearten und zwei verschiedene Zustände jeder Ausnahmeart (z. B. EL1t und EL1h), und dies sowohl für 64-Bit- als auch für 32-Bit-Modi. Hier ist die detaillierte Aufschlüsselung:
    ldp x29, x30, [sp], #16          // x29/x30 wiederherstellen


Ausnahmearten und Zustände:
    eret                            // Zurück zum unterbrochenen Code
Synchronous: Sorgt für synchrone Ausnahmen, z.B. Software-Fehler.
</syntaxhighlight>
IRQ: Normaler Interrupt Request.
FIQ: Schneller Interrupt Request.
SError: System Error.


Diese Ausnahmen haben jeweils einen Zustand für:
== Wichtige Prinzipien beim Interrupt-Handling ==


Current Exception Level with SP_el0 (_el1t)
# '''Register sichern''': 
Wenn der Stack Pointer SP_el0 verwendet wird.
  Beim Interrupt werden Register überschrieben. Daher '''alle Register auf den Stack speichern'''.
Current Exception Level with SP_elx (_el1h)
# '''Interrupts maskieren''': 
Wenn der Stack Pointer von SP_elx verwendet wird (z.B. SP_el1).
  Während ein Handler läuft, sollten keine weiteren Interrupts kommen. 
  → Setze <code>DAIFSet</code> am Anfang, um FIQs zu blockieren (wenn nötig).
# '''Schnell sein''': 
  Interrupt-Handler sollten '''schnell''' sein. Komplexe Aufgaben besser in den Hintergrund verlegen.
# '''eret verwenden''': 
  Der Befehl <code>eret</code> kehrt zum unterbrochenen Code zurück und stellt den Zustand wieder her.


Zusätzlich dazu müssen die Einträge sowohl für 64-Bit als auch 32-Bit-Untermodi der Ausnahmebehandlung berücksichtigt werden. Dies kommt typischerweise bei der Arbeit in der 64-Bit-Arbeitsumgebung vor. Im Allgemeinen:
== Zusammenfassung ==


64-Bit Mode EL0 (_el0_64)
* Interrupts unterbrechen den normalen Programmablauf.
32-Bit Mode EL0 (_el0_32)
* Sie werden über die '''Vektortabelle''' behandelt.
Beispiel einer vollständigen 16-Eintrag-Vektortabelle:
* Nur '''EL1 oder höher''' darf Interrupts verarbeiten.
.align 11
* Mehrere Kerne? Nur '''einen aktivieren''', die anderen schlafen legen.
.section .vectors, "a"
* '''DAIF-Register''' kontrolliert, welche Interrupts erlaubt sind.
* Im Handler: '''Register sichern''', '''Interrupts steuern''', '''schnell arbeiten''', '''eret''' benutzen.


vector_table:
Mit diesem Wissen bist du bereit, echte Hardware-Interrupts (z. B. vom Timer oder GPIO) auf dem Raspberry Pi 4 zu nutzen!


// Einträge für EL1t (Current Exception Level SP_el0)
Im nächsten Kapitel kümmern wir uns um den '''Systemtimer''', um den ersten echten Interrupt auszulösen.
ventry sync_invalid_el1t          // Synchronous EL1t
ventry irq_invalid_el1t          // IRQ EL1t
ventry fiq_invalid_el1t          // FIQ EL1t
ventry error_invalid_el1t        // Error EL1t


// Einträge für EL1h (Current Exception Level SP_el1)
-----
ventry sync_invalid_el1h          // Synchronous EL1h
ventry handle_el1_irq            // IRQ EL1h
ventry fiq_invalid_el1h          // FIQ EL1h
ventry error_invalid_el1h        // Error EL1h


// Einträge für EL0 64-bit Modus
{| style="width: 100%;
ventry sync_invalid_el0_64        // Synchronous EL0 (64-bit)
| style="width: 33%;" | [[Systeminformationen (PI4)|< Zurück (Systeminformationen)]]
ventry irq_invalid_el0_64        // IRQ EL0 (64-bit)
| style="width: 33%; text-align:center;" | [[Hauptseite|< Hauptseite >]]
ventry fiq_invalid_el0_64        // FIQ EL0 (64-bit)
| style="width: 33%; text-align:right;" | [[Beispiel Timer-Interrupt (PI4)|Weiter (Beispiel Timer-Interrupt) >]]
ventry error_invalid_el0_64      // Error EL0 (64-bit)
|}
 
// Einträge für EL0 32-bit Modus
ventry sync_invalid_el0_32        // Synchronous EL0 (32-bit)
ventry irq_invalid_el0_32        // IRQ EL0 (32-bit)
ventry fiq_invalid_el0_32        // FIQ EL0 (32-bit)
ventry error_invalid_el0_32      // Error EL0 (32-bit)
 
.macro ventry label
b \label
.endm
 
Erläuterungen zu den Einträgen:
sync_invalid_*: Diese Handler werden für synchrone Ausnahmen verwendet, wie z.B. system calls oder undefinierte Instruktionen.
irq_invalid_*: Diese Handler werden für normale Interrupt-Anfragen verwendet.
fiq_invalid_*: Diese Handler werden für schnelle Interrupt-Anfragen verwendet.
error_invalid_*: Diese Handler werden für Systemfehler verwendet.
Verwendung und Initialisierung der Vektortabelle:
 
Die Registerzüge VBAR_EL1, VBAR_EL2 und VBAR_EL3 müssen entsprechend initialisiert werden, um die Adresse dieser Vektortabellenstruktur zu verwenden. Hier ist ein Beispiel für die Initialisierung auf EL1:
 
.global _start
 
_start:
    // Initialisiere Stack Pointer für EL1
    LDR x1, =stack_top_el1
    MSR SP_EL1, x1
 
    // Lade die Adresse der Vektortabelle
    ADR x0, vector_table
    MSR VBAR_EL1, x0          // Setze VBAR_EL1 zur Adresse der Vektortabelle
 
    // Initialise Interrupts
    BL enable_interrupts
 
    // Hauptprogrammschleife
main_loop:
    B main_loop
 
sync_invalid_el1t:
    // Handler für synchronous exception in EL1t
    RET
 
irq_invalid_el1t:
    // Handler für IRQ in EL1t
    RET
 
fiq_invalid_el1t:
    // Handler für FIQ in EL1t
    RET
 
error_invalid_el1t:
    // Handler für System Error in EL1t
    RET
 
sync_invalid_el1h:
    // Handler für synchronous exception in EL1h
    RET
 
handle_el1_irq:
    // Hauptinterrupt Handler für IRQ in EL1h
    RET
 
fiq_invalid_el1h:
    // Handler für FIQ in EL1h
    RET
 
error_invalid_el1h:
    // Handler für System Error in EL1h
    RET
 
sync_invalid_el0_64:
    // Handler für synchronous exception in 64-bit EL0
    RET
 
irq_invalid_el0_64:
    // Handler für IRQ in 64-bit EL0
    RET
 
fiq_invalid_el0_64:
    // Handler für FIQ in 64-bit EL0
    RET
 
error_invalid_el0_64:
    // Handler für System Error in 64-bit EL0
    RET
 
sync_invalid_el0_32:
    // Handler für synchronous exception in 32-bit EL0
    RET
 
irq_invalid_el0_32:
    // Handler für IRQ in 32-bit EL0
    RET
 
fiq_invalid_el0_32:
    // Handler für FIQ in 32-bit EL0
    RET
 
error_invalid_el0_32:
    // Handler für System Error in 32-bit EL0
    RET
 
.section .bss
.stack_area:
    .skip 0x1000              // Speicherplatz reservieren
stack_top_el1:
 
Zusammenfassung
 
In der ARMv8-Architektur gibt es eine erweiterte Struktur für Vektortabellen mit 16 Einträgen, um verschiedene Arten und Zustände von Ausnahmen vollständig zu unterstützen. Bei der Ausnahmebehandlung können unterschiedliche Modi (64-Bit und 32-Bit) und verschiedene Betriebsarten (_el1t, _el1h, _el0_64, _el0_32) gleichzeitig berücksichtigt werden. Eine korrekte Initialisierung und Einhaltung der Reihenfolge dieser Einträge ist für die zuverlässige Ausnahmebehandlung unerlässlich.

Aktuelle Version vom 31. Juli 2025, 06:41 Uhr

Interrupts auf dem Raspberry Pi 4 (Bare Metal)

Interrupts sind Signale, die den normalen Ablauf des Prozessors unterbrechen, um auf bestimmte Ereignisse zu reagieren. Sie sind besonders wichtig in Echtzeitsystemen und bei der Steuerung von Hardware – zum Beispiel, wenn ein Timer abläuft oder eine Taste gedrückt wird.

In diesem Kapitel lernst du, wie Interrupts auf dem Raspberry Pi 4 im Bare-Metal-Modus funktionieren und wie du sie sicher einrichten kannst.

Was ist ein Interrupt?

Ein Interrupt (zu Deutsch: „Unterbrechung“) ist ein Signal, das den Prozessor dazu bringt, den gerade laufenden Code kurz zu pausieren. Stattdessen führt er eine spezielle Funktion aus – den sogenannten Interrupt-Handler (auch Interrupt Service Routine, kurz ISR).

Sobald der Handler fertig ist, kehrt der Prozessor an die Stelle zurück, an der er unterbrochen wurde, und arbeitet dort weiter.

Wann treten Interrupts auf?

Interrupts können durch verschiedene Ereignisse ausgelöst werden:

  • Externe Hardware:
 Zum Beispiel: Tastatur, Maus, Timer, GPIO-Pins.
  • Interne Geräte:
 Netzwerkadapter, Speichercontroller, Sensoren (Temperatur, Beschleunigung).
  • Software-Ereignisse:
 Systemaufrufe (z. B. svc-Befehl) oder Fehler wie Division durch Null.

Arten von Interrupts

Es gibt zwei wichtige Arten:

  • Maskierbare Interrupts (IRQ):
 Diese können vom Prozessor vorübergehend ausgeschaltet werden. Die meisten Interrupts (z. B. von Timern oder GPIO) sind IRQs.
  • Nicht maskierbare Interrupts (NMI):
 Diese können nicht ignoriert werden und haben höchste Priorität. Sie werden nur bei kritischen Fehlern oder Systemereignissen verwendet.

Betriebsmodi und Interrupts (ARMv8)

Der Raspberry Pi 4 nutzt einen ARM Cortex-A72-Prozessor mit 64-Bit-Architektur (AArch64). ARM unterscheidet verschiedene Exception Levels (EL):

  • EL0: Anwendungen (wenig Rechte)
  • EL1: Betriebssystem oder Bare-Metal-Kernel (hohe Rechte)
  • EL2: Hypervisor (z. B. für Virtualisierung)
  • EL3: Firmware (höchste Rechte)

Wichtig: Interrupts können nur in EL1 oder höher korrekt behandelt werden. Beim Start landet der Pi meist in EL2, daher müssen wir in EL1 wechseln.

Interrupts aktivieren: Die DAIF-Flags

Ob Interrupts erlaubt sind, wird über das DAIF-Register gesteuert. Es enthält vier Flags:

Flag Bedeutung
D Debug-Exceptions sperren
A Asynchrone Fehler (SError)
I Normale Interrupts (IRQ)
F Schnelle Interrupts (FIQ)

Wenn ein Flag gesetzt ist (1), ist der entsprechende Interrupt gesperrt. Um IRQs zu erlauben, muss das I-Flag gelöscht werden (also auf 0 gesetzt).

Beispiel: IRQ-Interrupts aktivieren

.global enable_interrupts
enable_interrupts:
    mrs x0, DAIF        // Lese aktuelle DAIF-Werte
    bic x0, x0, #(1<<7) // I-Flag löschen (Bit 7)
    msr DAIF, x0        // Zurückschreiben → IRQs freigegeben
    ret

Hinweis: bic steht für „bit clear“. (1<<7) ist Bit 7 – das I-Flag im DAIF-Register.

Vorbereitung: Nur ein Kern aktivieren

Der Raspberry Pi 4 hat vier CPU-Kerne. Beim Start laufen alle gleichzeitig. Wenn wir nicht aufpassen, könnte jeder Kern versuchen, Interrupts zu bearbeiten – das führt zu Chaos.

Daher: Wir erlauben nur Kern 0 (CPU0) weiterzulaufen. Die anderen Kerne legen wir „in den Schlaf“.

.section .init
.global _start
_start:
    mrs x1, mpidr_el1    // Lese die Core-ID
    and x1, x1, #3       // Extrahiere die unteren 2 Bits (0 bis 3)
    cbz x1, core0        // Wenn ID = 0 → weiter auf Core0

core_sleep:
    wfe                  // Warte auf Ereignis (sleep)
    b core_sleep         // Dauerschleife

core0:
    // Nur Core 0 kommt hierher

> Tipp: mpidr_el1 enthält die Core-ID. > wfe (Wait For Event) hält den Kern ruhig, bis er geweckt wird.

In EL1 wechseln

Wie gesagt: Interrupts gehören in EL1, aber der Pi startet oft in EL2. Wir müssen also wechseln.

Schritt 1: Prüfen, ob wir schon in EL1 sind

    mrs x0, CurrentEL    // Lese aktuelles Exception Level
    cmp x0, #8           // EL1 hat Wert 8
    beq switch_to_el1    // Wenn EL1, direkt weiter

> CurrentEL gibt z. B. 8 für EL1. Der Wert ist ELn << 2. > Also: EL1 = 8, EL2 = 16.

Schritt 2: Wechsel von EL2 nach EL1

    ldr x0, =EXCEPTION_STACK    // Lade Stack für EL1
    msr sp_el1, x0              // Setze Stackpointer für EL1

    ldr x0, =VectorTable        // Adresse der Vektortabelle
    msr vbar_el2, x0            // VBAR_EL2 zeigt auf Tabelle

    // Timer-Einstellungen
    mrs x0, cnthctl_el2
    orr x0, x0, #0x3
    msr cnthctl_el2, x0
    msr cntvoff_el2, xzr

    // Virtualisierung deaktivieren
    mov x0, #0x33ff
    msr cptr_el2, x0
    msr hstr_el2, xzr

    mov x0, #(1 << 31)
    msr hcr_el2, x0

    // CPACR_EL1 für Gleitkomma
    mov x0, #3 << 20
    msr cpacr_el1, x0

    // Systemsteuerregister EL1
    mov x0, #0x0800
    movk x0, #0x30d0, lsl #16
    msr sctlr_el1, x0

    // SPSR für Rücksprung nach EL1
    mov x0, #0x3c4
    msr spsr_el2, x0

    adr x0, el1_return
    msr elr_el2, x0

    eret    // Wechsel nach EL1

> Nach eret springt der Prozessor zu el1_return – aber jetzt in EL1.

Initialisierung in EL1

Nach dem Wechsel:

el1_return:
switch_to_el1:
    ldr x1, =_start
    mov sp, x1                  // Stack setzen
    ldr x0, =VectorTable
    msr vbar_el1, x0            // Vektortabelle für EL1 aktivieren

    // BSS-Segment löschen (uninitialisierte Daten auf 0 setzen)
    ldr x1, =__bss_start
    ldr w2, =__bss_size
clean_bss_loop:
    cbz w2, bss_clean_done
    str xzr, [x1], #8
    sub w2, w2, #1
    cbnz w2, clean_bss_loop
bss_clean_done:

    b main                      // Starte Hauptprogramm

Die Vektortabelle

Die Vektortabelle sagt dem Prozessor, welche Funktion er bei einem Interrupt aufrufen soll. Sie enthält eine Liste von Sprüngen („Vectors“) für verschiedene Ausnahmetypen.

Aufbau der Tabelle (ARMv8)

Jeder Eintrag behandelt einen bestimmten Typ:

  • Synchronous: Fehler oder Systemaufrufe
  • IRQ: Normaler Interrupt
  • FIQ: Schneller Interrupt (höhere Priorität)
  • SError: Systemfehler (z. B. Speicherfehler)

Und jeweils für:

  • Aktuelles Exception Level (z. B. EL1h)
  • Niedrigeres Level (z. B. EL0)

Beispiel: Vektortabelle für EL1

.align 11                    // Muss auf 2048-Byte-Grenze
.globl VectorTable
VectorTable:
    // EL1 mit SP_EL0 (Benutzermodus)
    .align 7
    b sync_exception_el1t
    .align 7
    b irq_handler_el1t
    .align 7
    b fiq_handler_el1t
    .align 7
    b serror_handler_el1t

    // EL1 mit SP_EL1 (Kernelmodus)
    .align 7
    b sync_exception_el1h
    .align 7
    b irq_handler_el1h
    .align 7
    b fiq_handler_el1h
    .align 7
    b serror_handler_el1h

    // EL0 64-Bit (ungültig – nicht erlaubt)
    .align 7
    b sync_invalid_el0_64
    .align 7
    b irq_invalid_el0_64
    .align 7
    b fiq_invalid_el0_64
    .align 7
    b error_invalid_el0_64

    // EL0 32-Bit (ebenfalls ungültig)
    .align 7
    b sync_invalid_el0_32
    .align 7
    b irq_invalid_el0_32
    .align 7
    b fiq_invalid_el0_32
    .align 7
    b error_invalid_el0_32

Hinweis:

  • .align 11 = 2048 Bytes für die gesamte Tabelle
  • .align 7 = 128 Bytes pro Eintrag (Abstand zwischen Vektoren)

Ein Interrupt-Handler: Schritt für Schritt

Hier ein Beispiel für einen IRQ-Handler:

irq_handler_el1t:
irq_handler_el1h:
    stp x29, x30, [sp, #-16]!       // x29/x30 sichern
    mrs x29, elr_el1                // Rückkehradresse sichern
    mrs x30, spsr_el1               // Statusregister sichern
    stp x29, x30, [sp, #-16]!

    msr DAIFSet, #1                 // FIQs sperren (nur für IRQ)

    // Alle Register sichern (inkl. Gleitkomma)
    stp q0, q1, [sp, #-32]!
    stp q2, q3, [sp, #-32]!
    // ... bis q30, q31

    stp x1, x2, [sp, #-16]!
    // ... bis x27, x28
    str x0, [sp, #-16]!

    bl InterruptHandler              // Aufruf der C-Funktion

    // Register wiederherstellen
    ldr x0, [sp], #16
    ldp x1, x2, [sp], #16
    // ... bis x27, x28

    ldp q0, q1, [sp], #32
    // ... bis q30, q31

    ldp x29, x30, [sp], #16          // elr_el1, spsr_el1
    msr elr_el1, x29
    msr spsr_el1, x30

    ldp x29, x30, [sp], #16          // x29/x30 wiederherstellen

    eret                             // Zurück zum unterbrochenen Code

Wichtige Prinzipien beim Interrupt-Handling

  1. Register sichern:
  Beim Interrupt werden Register überschrieben. Daher alle Register auf den Stack speichern.
  1. Interrupts maskieren:
  Während ein Handler läuft, sollten keine weiteren Interrupts kommen.  
  → Setze DAIFSet am Anfang, um FIQs zu blockieren (wenn nötig).
  1. Schnell sein:
  Interrupt-Handler sollten schnell sein. Komplexe Aufgaben besser in den Hintergrund verlegen.
  1. eret verwenden:
  Der Befehl eret kehrt zum unterbrochenen Code zurück und stellt den Zustand wieder her.

Zusammenfassung

  • Interrupts unterbrechen den normalen Programmablauf.
  • Sie werden über die Vektortabelle behandelt.
  • Nur EL1 oder höher darf Interrupts verarbeiten.
  • Mehrere Kerne? Nur einen aktivieren, die anderen schlafen legen.
  • DAIF-Register kontrolliert, welche Interrupts erlaubt sind.
  • Im Handler: Register sichern, Interrupts steuern, schnell arbeiten, eret benutzen.

Mit diesem Wissen bist du bereit, echte Hardware-Interrupts (z. B. vom Timer oder GPIO) auf dem Raspberry Pi 4 zu nutzen!

Im nächsten Kapitel kümmern wir uns um den Systemtimer, um den ersten echten Interrupt auszulösen.


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